Ich denke Diary Of Dreams braucht man nicht mehr vorstellen, ca. 20 Jahre nach der Geburt pumpen sie immer noch qualitativ hochwertigen, electro- sowie rock-affinen Darkwave in den Äther. Relativ unerwartet veröffentlichten sie nun eine weitere Single-Auskopplung ihres letzten Albums "(If)". Die "King of Nowhere"-Single enthält 4 Versionen des gleichnamigen Stückes, sowie den dafür produzierten Videoclip und einen Liveclip des Liedes von einem Auftritt im russischen Ekaterinburg. Ein neuer Mix von "Kingdom Of Greed" schliesst die Auswahl ab. Zunächst bin ich etwas enttäuscht, dass sie sich gerade für "King of Nowhere" entschieden haben, welches meiner Ansicht nach anderen Liedern unterlegen ist in Bezug auf Atmosphäre, Emotion und vor allem auch Komposition, die hierbei etwas eintönig konservativ erscheint (der Drum-Computer wirds schon richten).

Wie dem auch sei, beim "Desert Mix" liegt die Betonung stärker auf Kick und Bassline, wobei letztere sich jedoch nach Gitarrenunterricht anhört und dementsprechend unverdient stark auffällt. Der "Club Mix" stellt, wie zu erwarten, auch den Beat mehr in den Vordergrund. Doch hier gilt dasselbe wie für die Version davor, es wirkt uninspiriert und droht zu langweilen. Das gute Stück läuft wie ein Duracell-Hase stetig dem Abgrund entgegen. Im Vergleich dazu ist der "Phonecall from Nowhere Mix" eine interessantere Interpretation, die auch funktioniert. Auf einen Beat wird verzichtet, Gitarrenhall und dezente Synthies bilden zusammen mit der wesentlich unauffälliger eingesetzten Bassline eine stimmungsvolle Atmosphäre. Wie auch bei den Mixes zuvor wird der Gesang von Adrian Hates kaum angetastet. Der Mix von "Kingdom of Greed" bleibt von Beginn an sehr nah am Original, sodass es scheint, als ob nur die Tonspuren der Rhythmussektion herausgenommen wurden.

Der Effekt ist, dass er trotz der 40 Sek kürzeren Spielzeit etwas ruhiger wirkt. Die beiden Videoclips liegen in unterschiedlich großen Formaten bzw. Qualitäten vor, wobei der "King of Nowhere"-Clip u.a. mit einer Auflösung von 720p und hoher Video-Bitrate aufwartet. Den Live-Videoclip hätten sie sich eventuell jedoch auch sparen können. Die Bildqualität ist nicht gerade berauschend. Ausserdem wurden die Aufnahmen teilweise zu offensichtlich asynchron zur Tonspur geschnitten, sodass Adrian's Lippenbewegungen stellenweise nicht mit dem Gesang übereinstimmen oder der Drummer zwar spielt, aber nicht zu hören ist, was etwas irritiert und fragen lässt, ob keine passenderen Aufnahmen verfügbar waren. Desweiteren unterscheidet sich die Ton-Aufnahme nicht wesentlich von der Album-Version, insofern wird einem nichts exklusives geboten. Andererseits ist es erfreulich, das die Kapazitäten der CD immerhin möglichst vollständig genutzt worden sind. Zwar wird einem quantitativ relativ viel geboten, qualitativ kann diese Veröffentlichung jedoch nur beschränkt überzeugen.

Sie ist natürlich sehr gut produziert, doch bieten die Mixes nicht gerade neue Perspektiven auf das Material. Mit einer Ausnahme sind im Grunde nur die Akzentuierungen leicht verändert worden. Zu diesem Eindruck trägt auch bei, dass sich niemand an den Gesang gewagt hat, was wahrscheinlich einige begrüssen, ich jedoch als verschenktes Potential betrachte.