Für viele Fans von Dead Can Dance zählt der Konzertmitschnitt "Toward The Within" von 1994 zu den besten Alben des Duos. Damals präsentierte die Band um Lisa Gerrard und Brendan Perry vorwiegend unbekannte Songs. Mehr als zehn Jahre später konnte man von der 2005er Tour einen limitierten Mitschnitt von jedem Konzert erwerben und so seine persönliche Erinnerung ins CD-Regal stellen. Für die aktuelle Tour ist das aufgrund ihres Umfangs schlichtweg unmöglich. Trotzdem ist es ungewöhnlich, dass Dead Can Dance, obwohl immer noch auf Tour, bereits jetzt ein Live-Album veröffentlichen, das schlicht "In Concert" betitelt wurde. Wer sich die Originalaufnahmen der Songs von "Toward The Within" (z.T. enthalten auf der limitierten Box "1981-1998") anhört, wird kaum einen Unterschied zur live gespielten Version feststellen können, vom frenetischen Beifall des Publikums mal abgesehen.

Auf "In Concert" hört man zwar deutlicher heraus, dass die Songs nicht im Studio aufgenommen wurden, dennoch ist auch hier wieder zu konstatieren, dass Dead Can Dance großen Wert auf die originalgetreue Wiedergabe ihrer Songs legen. Der Sound ist satt ausgesteuert, Lisa Gerrard und Brendan Perry singen beeindruckend wie eh und je und die Band ist auf die Songs extrem eingestimmt. Dass das kein Einzelfall ist/war, konnte man auf den Konzerten im letzten Jahr bestaunen. Leider hatten Dead Can Dance auf ihren Konzerten die Instrumentierung extrem eingedampft, was wohl der Größe der Tour geschuldet ist. Auf "In Concert" ist davon allerdings nicht mehr viel zu merken, außer dass man das Schlagzeug deutlich heraushört. Auf drei Schallplatten oder zwei CDs präsentiert das Duo mit seiner Band viele Songs des neuen Albums "Anastasis", aber natürlich auch Songs der alten Alben. Hier stechen von allem "Nierika" und "Host Of Seraphim" heraus. Ersteres besticht durch Lisas und Brendans gemeinsamen Gesang, letzteres allein schon durch seine erstmalige Liveaufführung. Der Song dürfte bei den Konzerten für einige Gänsehaut gesorgt haben.

Aber auch andere ältere Lieder wie "Ubiquitous Mr. Lovegrove", "Sanvean" oder "Dreams Made Flesh" bestechen durch ihre Emotionalität und Umsetzung. Es fällt auf, dass Dead Can Dance nicht nur DCD-, sondern auch Solosongs spielten, wie etwa "Dreams Made Flesh" (für This Mortal Coils "It'll End In Tears") oder "Sanvean" (auf Lisa Gerrards Solo-Debüt "The Mirror Pool"). Ob die beiden von Brendan Perry gesungenen Songs "Lamma Badda" und das wunderschöne Tim-Buckley-Cover "Song To The Siren je den Weg auf ein Dead-Can-Dance- oder Brendan-Perry-Album finden werden, bleibt ungewiss. Auch die neuen Songs werden professionell dargeboten. Lediglich "Opium" verliert etwas an Glanz, weil die Schellen Brendan Perrys Stimme übertönen, dagegen kommt beispielsweise "Kiko" wesentlich druckvoller rüber. Nicht ganz klar ist, warum es die restlichen drei Songs der Setlist ("Ime Prezakias", "Now We Are Free" und "Rising Of The Moon/ Wandering Star") nicht auf die CDs geschafft haben. Wahrscheinlich haben hier einfach die Rechte gefehlt, da auch diese Songs keine ursprünglichen Dead-Can-Dance-Songs sind. Schade ist es trotzdem.

Dennoch ist "In Concert" ein schönes Live-Album geworden, das mit einem satten Sound überzeugen kann. Ein wenig mehr Liveatmosphäre wäre nicht schlecht gewesen, weil das allein die andächtige Ruhe während der Songs und der regelmäßige Ausbruch des Publikums nach den Songs zu einem Dead-Can-Dance-Konzert dazu gehört. Aber das lässt sich bei all der sonstigen Perfektion bei Gesang und Interpretation der Songs leicht verschmerzen.