Man stelle sich vor, die Glücksbärchies wären real und würden eines Tages durch die Städte hüpfen und bunte Bonbons aus lustig-karierten Leinensäcken nach rechts und links werfen umd Groß und Klein zu erfreuen. Diese Szene horrorartigen Glücks und Nettigkeit ist kaum zu ertragen. Die Sonne scheint, alle Menschen sind glücklich und bei jeder Begegnung umarmt man sich zunächst. Der perfekte Soundtrack für diesen bunten Trip in die Abgründe grund- und kantenloser Fröhlichkeit könnte sich auf dem vorliegenden Album befinden.

Aber fangen wir etwas versöhnlicher an: Felix Flaucher und Frank Schwer sind endlich zurück. Und ich schreibe das "endlich" mit voller Überzeugung. Nach 10 langen Jahren, in denen man eigentlich bereits aufgehört hat, an ein weiteres Kapitel der Geschichte von Silke Bischoff oder eben 18 Summers zu glauben, erschien nun mit "The magic circus" tatsächlich das zweite Album des damals aus namensrechtlichen Gründen entstandenen Nachfolgeprojektes. Immerhin haben sie nicht voll 18 Sommer für die Aufnahmen gebraucht (tut mir Leid, ich zahle auch in die Spruchkasse, versprochen), aber für alle, bei denen da nicht viel klingelt: Großes Kino in Sachen DarkWave der 90er, immer eher schmusig sanft, besonders ein weibliches Publikum ansprechend und eindeutig Kult.

Das fünfte Album "Phoenix from the flames" und insbesondere "Virgin Mary" nach der Umbenennung waren bereits etwas mainstreamiger und standartisierter. Aber Flauchers Stimme versöhnte ein ums andere Mal. Einfach wundervoll. Und dann plötzlich irgendwie weg. 2012 ist der "Magic Circus" ein Schatten alter Heldentaten. Super produziert, Flauchers Stimme so gut aufgenommen und bearbeitet, dass alterstypische Mangelerscheinungen kaum zum Tragen kommen und mit jeder Menge Schmachtefeeling. Ja natürlich sind es eindeutig 18 Summers, alle Elemente von früher haben ihren Weg in den Zirkus gefunden – Akustikgitarre, einzigartiger Gesang, catchy Refrains, (leider viel zuviel) Sprechgesang, Balladen und Popsongs und mal schmalzige und mal schmalzig-augenzwinkernde Texte.

Aber das ist doch bei weitem kein Album, das man hochjubeln muss, nur weil eben zehn Jahre vergangen sind. Dann höre ich doch lieber noch einmal die ersten 4 Alben durch, hoffe darauf, dass ich das Duo noch einmal live erleben kann und freue mich so meines Lebens und der wohligen alten Gefühle. "The magic circus" eignet sich aber für nichts als für ein paar Kröten, die man damit machen kann (hat ja auch funktioniert, ich hatte sofort und voller Freude bestellt). Hört gerne rein – wer es an einem gemütlichen Abend mit Freunden im Hintergrund laufen lässt wird sicherlich nichts falsch machen. Arbeiten kann man auch gut nebenher, weil man nicht von der Arbeit abgelenkt wird. Für die Clubs findet sich eigentlich nicht ein Hit. Und schließlich ists mir einfach zu anspruchslos und lieb.