Das zweite Solo-Album des smarten, immer jugendlich wirkenden Skandinaviers Morten Harket war eigentlich schon gegen Ende der Neunziger Jahre in greifbarer Nähe. Erste Ideen lagen bereit, Skizzen waren vorhanden, und man hatte das Gefühl, dass Harket nach den damaligen Erfolgen ein starkes Bedürfnis verspürte, auch solo wieder stärker in Erscheinung zu treten. Doch wie so oft im Musikgeschäft kam es anders: Die überraschend erfolgreiche Reunion von A-ha stellte alle Solo-Ambitionen zurück. Die Band, die längst ein fester Bestandteil der Popgeschichte war, meldete sich mit neuem Material zurück, veröffentlichte drei weitere Alben und absolvierte intensive Live-Aktivitäten. Verständlich, dass Harkets persönliches Projekt in dieser Phase zwangsläufig nach hinten rutschen musste.
Nun, viele Jahre später – und nachdem das letzte Werk der Norweger eher verhalten aufgenommen wurde und nicht annähernd den zuvor erwarteten Widerhall fand – scheint der Moment endlich gekommen, dieses lange liegengebliebene Kapitel zu schließen und das vorliegende Solo-Album zu vollenden. „Letter from Egypt“ wirkt dadurch fast wie ein musikalischer Befreiungsschlag, ein Stück kreative Eigenständigkeit, das sich über die Jahre hinweg angesammelt und nun seinen Platz gefunden hat.
Die Texte des Albums entstanden gemeinsam mit dem Poeten Ole Sverre Olsen, was man den Songs durchaus anmerkt: Die Stücke tragen eine feine lyrische Note, wirken durchdacht, beinahe behutsam formuliert. Der größte Teil des Albums besteht aus Balladen, was wiederum bestens dazu geeignet ist, Morten Harkets unverwechselbar klare, strahlende Stimme ohne Konkurrenz in den Vordergrund zu rücken. Begleitet mal vom Klavier, mal von der Akustikgitarre, bewegt sich Harket durch eine stimmungsvolle, atmosphärisch dichte, jedoch insgesamt recht vorhersehbare Songlandschaft. Überraschungen bleiben rar, und vieles fügt sich genau so, wie man es bei einem ruhigen Harket-Soloalbum ohnehin erwarten würde.
Was in dieser zurückhaltenden, fast schon zu glatten Produktion etwas fehlt, ist jenes unvergleichliche Herz-Schmerz-Gefühl, das bei ähnlichen Künstlern sofort präsent ist – dieser spontane emotionale Effekt, der bereits beim ersten Durchlauf zündet und einen unmissverständlich packt. Genau dieser Moment will sich hier nicht einstellen. Zwar offenbart wiederholtes Hören durchaus die Qualität einzelner Kompositionen, doch selbst dann bleibt ein gewisser Abstand bestehen, der sich nicht überbrücken lässt.
Ein echtes Highlight findet sich dennoch: Das elektronischere „Send Me an Angel“ ragt deutlich hervor. Es bringt frischen Schwung, mehr Dynamik und ein Quäntchen Mut in das ansonsten sehr balladeske Gesamtwerk. Gleichzeitig erinnert es aber natürlich auch stärker an A-ha, was dazu führt, dass es aus dem ansonsten eher homogenen Albumkontext etwas herausfällt – für Fans sicher erfreulich, für den Gesamteindruck jedoch ein kleiner Stilbruch.
„Letter from Egypt“ ist zweifellos ein musikalisch solides, gesanglich sogar starkes Album geworden. Harket liefert wie gewohnt eine stimmliche Leistung ab, die kaum jemand ihm nachmacht. Doch gerade bei Melodien und Produktion hätte man sich stellenweise ein wenig mehr ehrgeiziges Feintuning gewünscht – etwas mehr Mut, mehr Ecken, mehr emotionale Schlagkraft. So bleibt am Ende ein Werk zurück, das zwar schön anzuhören ist, aber insgesamt in einer Art gefälliger Durchschnittlichkeit versinkt. Und das ist, bei einem Künstler von Harkets Format, eigentlich wirklich schade.
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Morten Harket - Letter From Egypt
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Audio bezieht sich auf den menschlichen Hörbereich, der den Schallwellenbereich von 16 Hz bis 20 Hz
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