In Strict Confidence - Seven Lives

In Strict Confidence - Seven...

In Strict Confidence (ISC) ließen sich mit ihrer Veröffentlichung durchaus Zeit: Bereits Anfang Oktober konnte man auf der offiziellen Homepage lesen, dass ihre neue EP längst fertiggestellt sei. Dennoch dauerte es bis zum 13. Dezember 2004 ehe man die Scheibe endlich in den Händen halten durfte. Die anfänglich erhoffte pünktliche Erscheinung verschob sich also um etliche Wochen, und so ließ auch meine längst überfällige Rezension bis zum jetzigen Zeitpunkt auf sich warten. Doch man möge sowohl der Band als auch mir verzeihen, schließlich hat es sich gelohnt, geduldig auszuharren. Zwar muss ich an dieser Stelle vorausschicken, dass es unter dem Strich gar nicht so unendlich viel zu kritisieren oder zu hinterfragen gibt, doch eines ist sicher: Dieses kleine Gesamtkunstwerk überzeugt mich auf ganzer Linie, entfaltet eine ganz besondere Faszination und ist – um es vorwegzunehmen – schlicht und ergreifend fabelhaft.

Nach dem großen Erfolg des Albums „Holy“ von Dennis Ostermann, der kreativen Kopf hinter ISC, wurden die Stimmen nach einer weiteren Single-Auskopplung immer lauter und deutlicher. Dabei kristallisierte sich schnell ein Favorit heraus: „Seven lives“. Zu Maxis oder EPs hat man ja gemeinhin ein etwas zwiespältiges Verhältnis. Nicht selten finden sich darauf lediglich ein bereits bekanntes Stück aus dem Album, ein oder zwei Remixe unterschiedlicher Qualität sowie – wenn man wirklich Glück hat – eine ansprechende B-Seite oder möglicherweise ein Video. Doch ISC setzen andere Maßstäbe und machen wahrlich keine halben Sachen. Statt sich mit ein paar lieblos angefügten Boni zufriedenzugeben, präsentieren sie hier eine opulente, 13 Tracks umfassende EP, die nicht nur neue Songs beinhaltet, sondern auch hochkarätige Remixe renommierter Künstler wie De/Vision, The Crüxshadows und IRIS vorweisen kann. Das komplette Paket wird durch eine erstklassige Präsentation abgerundet: Die Erstauflage erscheint in einem aufwendig gestalteten 6-Seiten-Digipack mit sanft abgerundeten Ecken, detailverliebtem Artwork und einem hochwertigen Druck, der sich nicht nur an Sammler, sondern an alle richtet, die Wert auf die Haptik und Ästhetik physischer Tonträger legen.

Bereits der Opener dieser EP, „Seven lives“ in einer extended Version, zieht den Hörer unweigerlich in seinen Bann und macht eine unmittelbare Nutzung der Repeat-Taste beinahe unvermeidbar. Hier fällt es einem leicht, frühere ISC-Hits wie „Zauberschloss“ und andere Klassiker kurz beiseitezuschieben, denn so intensiv, so packend und so überzeugend wurde ich persönlich von noch keinem ISC-Song mitgerissen. Der anschließende Clubmix des gleichen Titels setzt noch einmal andere Akzente: Er ist merklich elektronischer, druckvoller und geradezu geschaffen für den Tanzflur dunkler Clubs, in denen flackernde Lichter und nebeldurchwabtes Ambiente die perfekte Kulisse für diese treibenden Rhythmen schaffen. Doch nicht nur ISC selbst, auch die Remix-Künstler haben ganze Arbeit geleistet. De/Vision bereichern „Seven lives“ mit ihrem unverwechselbaren Synthie-Pop-Stil und verleihen dem Stück eine elegante, hochmelodische Ebene. Der Monozellen-Remix überrascht hingegen mit seinen orientalisch angehauchten Klangnuancen, die zunächst ein wenig schwerfällig erscheinen mögen, dann jedoch im Refrain mit gitarrenlastigem Bombast auftrumpfen und den Hörer aus seiner Komfortzone reißen. IRIS wiederum zünden ein ganz eigenes Feuerwerk an Echo- und Verzerrungseffekten, steigern das Tempo leicht an und fügen elektronischere Samples hinzu, was dem ohnehin schon ausdrucksstarken Stück nochmals neue, frische Facetten verleiht.

In dieses farbenfrohe, abwechslungsreiche Potpourri der liebevoll geremixten „Seven lives“-Varianten fügen sich weitere Schmuckstücke des ISC-Kosmos ein. Darunter finden sich unter anderem „Open skies“, das mit seiner melancholisch-atmosphärischen Dichte überzeugt, das schaurig-schön inszenierte „Eye of heaven“, dessen geheimnisvolle Klänge förmlich nach einer nächtlichen Hörsession verlangen, sowie das eindrucksvolle „Babylon“ in einem besonderen drumgrip III-Remix. Die Kunst dieser EP liegt insbesondere in ihrer gelungenen Zusammenstellung: Der namensgebende Hauptsong wird von einer Vielzahl zusätzlicher Tracks umrahmt, die das Spektrum des ISC-Sounds in all seinen Facetten offenbaren. So komplettieren diese weiteren Stücke das musikalische Schaffen der Band und bieten ein Kaleidoskop aus unterschiedlichsten Stilrichtungen und Stimmungen.

Während „Der Teufel“ mit seinem deutschen Text und einer etwas schwerfälligen, dunklen Elektro-Gewandung deutlich ins Abgründige abtaucht, zeigen „Slowmotion“ und „No love will heal“ wiederum, wie gekonnt ISC mit Drum’n’Bass-, Trip-Hop- und minimalistisch-elektronischen Sequenzen experimentieren. Diese stilistische Vielfalt zeugt von der kreativen Offenheit der Band und macht die EP zu einem echten Erlebnis, das man mehrmals durchhören sollte, um immer neue Details und Nuancen zu entdecken. Jede Hörsession lässt andere Aspekte hervortreten, andere Stimmungen entstehen und andere Emotionen entfalten.

So bleibt mir letztlich nur, mein Eingangsstatement zu bekräftigen: Dieses Werk ist ein fabelhaftes, stimmiges Gesamtpaket, das mit Liebe zum Detail, künstlerischer Konsequenz und großem handwerklichen Können überzeugt. Ohne zu zögern, verleihe ich dieser EP sämtliche Sterne, die man ihr geben kann. Sie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie eine Veröffentlichung jenseits der reinen Albumform aussehen sollte – ambitioniert, abwechslungsreich, hochwertig und bis in die kleinste Verästelung durchdacht. Wer also bereit ist, sich darauf einzulassen, bekommt mit der neuen ISC-EP ein echtes Kleinod, das man mit Genuss wieder und wieder hören wird.

In Strict Confidence - Seven Lives
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