Falco - The Sound of Musik

Falco - The Sound of...

Veröffentlicht wurde dieses kleine Schmuckstück eigentlich schon Anfang Februar 2022 – auf Vinyl und als CD im Digipak – doch irgendwie hat es diese Compilation bisher nicht in unsere Review-Spalte geschafft. Ob’s an der Ehrfurcht lag, die man gegenüber einem Künstler wie Falco empfindet? Oder schlicht an der Tatsache, dass sich seine Musik auch Jahrzehnte später immer noch so frisch anfühlt, dass man fast vergisst, wie lange der Meister eigentlich schon nicht mehr unter uns weilt? Wie dem auch sei – heute holen wir endlich nach, was natürlich längst überfällig ist: ‘The Sound Of Musik – The Greatest Hits’ bekommt seinen wohlverdienten Platz im Rampenlicht. Und das – wie könnte es bei Falco anders sein – natürlich mit maximalem Pomp, Pathos und Pop-Appeal.

Schon das Artwork macht klar: Hier wird nicht einfach ein bisschen Retro-Romantik aufgewärmt, hier geht es um Legendenpflege. Eine leuchtend rote Uniformjacke dominiert das Cover – goldene Knöpfe, Quasten, Schulterapplikationen, alles dabei. Die Jacke steht da wie ein Denkmal, allerdings ohne Träger. Kein Gesicht, kein Körper – nur das Symbol. Falco als Abwesenheit mit Stil, als Phantom des Pop, das seine Spuren so tief hinterlassen hat, dass es keinen Körper mehr braucht, um präsent zu sein. Der Rest des Artworks ist ebenso edel wie ikonisch: Rotes Hintergrundlicht, goldgelber Schriftzug in gestickter Typografie und ein Titel, der zwischen Selbstironie und Klassiker-Zitat oszilliert – ‘The Sound Of Musik’. Natürlich ein Seitenhieb auf das gleichnamige Musical, aber auch eine augenzwinkernde Referenz auf Falcos eigenen gleichnamigen Song – hier selbstverständlich in der Single Edit vertreten.

Die Tracklist folgt einem simplen, aber wirkungsvollen Prinzip: chronologisch von 1981 bis 1998. So entsteht kein bloßes Best-of, sondern eine Reise durch Falcos künstlerische Entwicklung – vom rebellischen ‘Ganz Wien’ über das international gefeierte ‘Rock Me Amadeus’ bis hin zum düster-melancholischen ‘Out Of The Dark’. Und dazwischen? Hit auf Hit, Stilbruch auf Stilbruch, Falco eben. Besonders erfreulich: einige rare Versionen sind mit dabei, etwa die ‘Body Next To Body (Radio Version)’, bei der das ächzende Brigitte-Nielsen-Intro dezent entfernt wurde, was der Sache durchaus guttut – und nebenbei mehr Raum für den eigentlichen Star der Aufnahme lässt: den Mann mit der Sonnenbrille. Ebenfalls ein Highlight für Sammler: ‘Data De Groove’ in der Full Length Version – bislang nur auf raren Erstausgaben erhältlich, jetzt endlich auch regulär zu haben. Und dann wäre da noch das Sahnehäubchen für Nerds und Nostalgiker: ‘Rock Me Amadeus (Extended Canadian / American 2022 Re-Edit)’, ein Mix, der das Beste aus einem Dutzend historischer Versionen herausholt und in neuer Balance zusammenführt. Wer bei der Erwähnung solcher Mixes mit den Ohren zuckt, darf sich freuen – hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet.

Musikalisch bleibt natürlich alles beim Alten, und das ist auch gut so: Falco rappt, singt, spricht und raunzt sich durch Themen wie Drogen, Liebe, Macht, Medien und Wahnsinn – manchmal alles gleichzeitig, manchmal mit Zunge in der Wange, oft mit hochgezogenen Brauen und dem Bewusstsein, dass Ironie auch eine Form von Wahrheit sein kann. Der Sound changiert zwischen 80er-Synthpop, NDW, Funk, Rock, Schlagerzitat und Disco-Eskalation. Kurz: Kein Song wie der andere, aber jeder unüberhörbar Falco. Und das ist vielleicht das größte Kunststück dieser Zusammenstellung: Sie zeigt nicht nur die Hits, sie zeigt auch die Bandbreite, die Tiefe, das Spiel mit Identitäten und Klischees. Falco war nie nur der “erste weiße Rapper” oder der “Mozart des Pop”, sondern eine Figur, die in jede Schublade passte – und sich von dort aus wieder herausgesprengt hat.

‘The Sound Of Musik – The Greatest Hits’ ist daher nicht nur eine gut kuratierte Retrospektive, sondern ein Pop-Denkmal in Uniformjacke. Für Neueinsteiger ist es ein idealer Einstieg in Falcos Werk – kompakt, vielseitig, hochwertig verpackt. Für langjährige Fans ein schöner Grund, sich bekannte Songs in neuem Licht (oder Mix) anzuhören und festzustellen: Diese Musik hat nichts an Relevanz verloren. Und für alle, die immer noch glauben, Falco sei bloß ein NDW-Relikt: Bitte einmal ‘Jeanny’, ‘Titanic’ oder ‘Egoist’ anhören – und dann nochmal von vorn anfangen. Vielleicht ja mit dieser Compilation. Denn wie sagt man so schön? “Er war ein Superstar.” Und das hier ist sein roter Teppich.

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