Drangsal: Neuer Sound, neuer Schmerz – 'Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen'

Drangsal Neuer Sound, neuer Schmerz...

Wenn schon kein Phönix, dann wenigstens ein verdammtes Kunstwerk. Am 13. Juni 2025 erschien mit 'Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen' nicht nur das Album mit dem vermutlich längsten Titel des Jahres, sondern vielleicht auch das konsequenteste Drangsal-Werk bislang. Max Gruber hat Drangsal als Solofigur abgewickelt – und daraus eine Band gemacht. Denn nach dem sehr erfolgreichen Exit Strategy (Platz 6 in den deutschen Charts!) folgte ein kompletter Kollaps. Und was macht man im Angesicht des persönlichen Burnouts? Genau: Literatur schreiben, Nebenprojekte mit Annette Benjamin und Stella Sommer gründen – und dann ein Neuanfang mit zwei musikalischen Partnern.

Mit Lukas Korn (u.a. Lyschko, Mia Morgan) und Marvin Holley (Jazz-, Klassik- und Theatermensch in Personalunion) ist aus Drangsal ein Trio geworden, das sich nicht nur an der Instrumentierung, sondern gleich an der Identität vergangener Alben abarbeitet. Keine Synthie-Schlachten mehr wie auf Exit Strategy, sondern akustische Zurückhaltung, Jazz-Anleihen, Orgeln, Klavinet, Xylofone, Streicher und sogar Flöten. Wer hätte gedacht, dass Drangsal einmal auf Saxofon setzt? Auch textlich ist das Album ein echter Parforceritt durch Selbstentfremdung, Zweifel, Träume und kaputte Erinnerungen. Gruber singt mit neu trainierter Stimme mal in Deutsch, mal in Englisch – mal schön, mal kaputt, mal sehnsüchtig, mal spuckend. Gospelchöre treffen auf Technobeats, Zärtlichkeit auf Dissonanz, und mittendrin schleicht sich mit „Rosa“ ein Klanggedicht ein, das mit den Worten „Man singt und es wird“ so etwas wie das Album-Motto formuliert. Höhepunkte wie „Inkomplett“, das Feature mit Sophia Blenda „Mein Mo(nu)ment“ oder das grandios verzweifelte „Mein Eid“ zeigen: Das hier ist kein Neuanfang, das ist eine Häutung.

Max Rieger, der das Album produzierte, war dabei der nötige Katalysator: Weniger Perfektion, mehr Echtzeitgefühl. Herausgekommen ist ein Werk, das sich seiner Brüche nicht schämt – und gerade deshalb so berührt. Fazit: Dieses Album verlangt Geduld, Mut und offene Ohren – aber wer sich darauf einlässt, wird mit einem emotionalen Mammutwerk belohnt. Kein Pop für den Sommer, aber ein Soundtrack für innere Brände.

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