Ich gebe es lieber gleich am Anfang zu: Dieses Album hat mich komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Da sitzt man, in wohliger Erwartung eines „gewöhnlichen“ Industrial‑Gewitters, legt ’I Have Seen Your Heaven’ von ’Corpse Law’ ein – und findet sich plötzlich in einem akustischen Exorzismus wieder, der aus dem beschaulichen Vashon, Washington herüberweht. Das Ein‑Mann‑Projekt (dessen Urheber sich vermutlich hinter rostigen Schrottmetall‑Wänden versteckt) zelebriert hier seit heute, dem 22. April 2025 eine Messe der Dunkelheit, gebaut aus Tape‑Loops, modularen Synths, Field Recordings, brüllendem Bass und echogeschwängerten Stimmen von Dämonen, Priestern oder was weiß ich noch allem. Ratlos? Ich erst recht – und genau das macht den Reiz aus.
Fünf Akte (‘It’s Right For God’, ‘Failed Messiah’, ‘Eternal Life’, ‘Beholden’, ‘Deepest Joy’) bilden einen unheiligen Zyklus, der sich irgendwie komplett weigert, in klassischen Songstrukturen zu verharren. Stattdessen wuchert eine Klanginstallation, in der rostige Blechdosen gegen sägende Noise‑Flächen anschreien und bröckelnde Predigten wie Splitter im Gehörgang stecken bleiben. Einmal meint man, hinter den verzerrten Bässen tatsächlich einen Jubelchor zu erkennen – nur um festzustellen, dass es vielleicht doch eher die Tonbandgeister einer Gottesdienstaufzeichnung sind, die im Loop verglühen.
Ich ertappe mich dabei, wie ich zwischen fasziniertem Staunen und purem Unbehagen hin‑ und herpendle. Hier wird nicht bloß provoziert, hier werden dunkelste Bilder seziert und in unheimliche Einzelteile zerlegt; jede Hallfahne klingt wie der Nachhall einer gesprengten Kathedrale. Gleichzeitig blitzt immer wieder eine seltsame Schönheit auf: ein schwebender Drone, ein verhallter Choralrest, fast wie sakrale Überreste in einer postapokalyptischen Ruine. Und weil ich beim ersten Hördurchlauf schlicht nicht wusste, ob ich weglaufen oder lauter drehen soll, musste ich das Album zwei weitere Male durchleiden – bis mir klar wurde, dass genau diese Irritation das Konzept ist. Man fühlt sich moralisch angegriffen und ästhetisch belohnt zugleich.
Fazit: ’I Have Seen Your Heaven’ ist ein Werk für Hörer*innen, die in der Reibung von Klang und Konzept Erlösung suchen – und bereit sind, dafür auf Melodie, Harmonie und Bequemlichkeit komplett zu verzichten. Fans von radikalem Noise oder den kompromisslosesten Momenten von ’Pharmakon’ werden hier vielleicht betend vor den Boxen kauern – alle anderen fliehen wahrscheinlich nach dem ersten Loop. Ich selbst? Ratlos, begeistert, leicht verstört – und definitiv neugierig auf die nächste Lästerung aus Vashon.
Corpse Law - I Have Seen Your Heaven

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