Das mittlerweile dritte Album der Berliner Formation Zeraphine trägt den ungewöhnlichen Namen „Blind Camera“. Zu diesem Titel, der auf den ersten Blick paradox erscheint, lassen wir die Presseinfo der Band zu Wort kommen, die dazu folgende Erklärung liefert: „Symbolisch steht die 'blinde Kamera' für die Ambivalenz eines Blicks auf den Teil der Sache, der etwas ganz anderes ausdrücken kann, als das Ganze eigentlich bedeutet.“ Musikalisch äußert sich das Thema „Blinde Kamera“ in drei kurzen Instrumentals, die die einzelnen Tracks in gewisser Weise zusammenhalten. Dazwischen finden sich Songs in der Zeraphine-typischen Mischung aus Alternative und Gothic-Rock. So kommt der Opener „I never want to be like you“ oder „Jede Wahrheit“ mit rhytmischen Gitarrenriffs und in schnellerem Tempo daher, während „I'm numb“ oder „River of you“ mit düsteren Melodien und langsamen Percussions die dunklen Aspekte repräsentieren. Gerade bei letzterem Song zeigt Sänger Sven Friedrich im Zusammenspiel mit teils akustischen Gitarren, daß er die tiefen Töne immer noch souverän beherrscht. Viele Songs, wie z.B. „Die Macht in Dir“ werden jedoch von etwas höheren Tonlagen bestimmt. Obwohl meiner Meinung nach nicht der beste Song des Albums wurde „Die Macht in Dir“ bereits im Herbst 2004 als Vorab-Maxi veröffentlich und setzte sich bei mir vielleicht deshalb tagelang als Ohrwurm fest. Ein Blick auf die Tracklist zeigt, daß man auf vorliegendem Longplayer bemüht war, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen deutschen und englischen Texten zu schaffen. Vielleicht mag das der Diskussion, ob besser Deutsch oder Englisch ein Ende bereiten . Da mir die Texte leider nicht vorliegen und Sven Friedrich nicht gerade zu den Sängern gehört, bei denen man die Lyrics einwandfrei verstehen kann, kann ich nur über die deutschen Texte sagen, daß sich der Focus der „blinden Kamera“ auch auf der vorliegenden CD auf die negativen Seiten der Menschen und der zwischenmenschlichen Beziehungen richtet. Repräsentativ hierfür seien Titel wie „Falscher Glanz“ oder „Kaltes Herz“ genannt. „Blind Camera“ besticht im wesentlichen durch seine Geschlossenheit. Sämtliche Tracks reihen sich harmonisch aneinander und es gibt keine größeren Ausreißer. Gerade hier liegt jedoch ein Schwachpunkt des Albums. Stellenweise wirken die Songs zu glatt, es fehlen oft Ecken und Kanten, die aufmerken lassen. Zeraphine sollten bei zukünftigen Produktionen darauf achten, Ihren eigenen Stil deutlicher herauszuarbeiten, um nicht irgendwann in der Masse der gesichtslosen Rock-Balladen-Bands unterzugehen.