Who the F*** is Yoshinori Sunahara, mag sich so mancher Leser dieses Reviews fragen. So ganz kann ich die Frage auch nicht beantworten, was ich aber in den Raum stellen möchte: er ist einer der Künstler, der das von Japanern geliebte Genre des elektronisch angehauchten Easy-Listenings mit am besten vertritt. Nach vier Alben, die unter anderem auf dem deuschen Bungalow-Label erschienen, gibt es nun eine Best-of, die eine CD mit den eigenen Werken des Knöpfchendrehers enthält sowie eine CD mit Remixes für Künstler, die man nur vereinzelt kennt und die teilweise ausschliesslich einen japanischen Namen aufweisen. Die Best-Of CD zeigt die chronologische Entwicklung des Herrn Sunahara hervorragend auf. Zunächst begann er mit beat-lastigen Tracks, die geschickt gesamplete Orchester-Parts und klimpernde Piano-Ingredienzien zu wunderlich-verzaubernden Klanggebilden zusammenfügten. Danach ging es so richtig in die 70er-inspirierte Lounge-Ecke. Sunahara selbst sagte einmal, dass er sich Inspirationen von der Musik holte, die in Flugzeugen in der Boarding- und Landephase gespielt wurde. Erstaunlich und sehr traurig ist, dass aus dieser Phase der Knaller ‚Love Beat’ fehlt (nicht zu verwechseln mit dem später folgenden Lovebeat). Die Wege des Herrn scheinen also auch in Japan unergründlich zu sein. Das letzte komplette Album aus 2002 wiederum war dann sehr viel elektronischer und Kraftwerk-orientierter, nur um ein Vielfaches weicher und smoother als die Werke der Düsseldorfer Pioniere. Während die erste CD gut und durchgängig hörbar ist, bietet sich dem Hörer auf der Remix-CD ein weit aus breiteres musikalisches Spektrum, was nicht minder interessant erscheint. Auch hier eröffnet Sunahara selbst mit einem Big-Beat in den gekonnt musikalische Themen eingeflochten werden, wie man sie als Titelmusik der Sechziger-Fernsehserien kennt. Der Remix für den japanischen Künstler Cornelius, der auch in Europa recht bekannt ist und unter anderem mal einen Titel für Blur remixte, glänzt durch Raumschiff-Orion-Countdowns und einen schleppenden Beat der Sonderklasse. Der japanische Gesang in vielen der folgenden Tracks mag nicht jedermanns Sache sein, wenn ich so recht überlege, leider auch nicht meine. Und so sind einige der Darbietungen auch für mich als geduldiger Hörer nur schwer zugänglich. Positiv zu erwähnen sind aber auf jeden Fall die Tracks ‚Yumegiwa Last Boy’ von Supercar, die Remixe für Coldcut und Fantastic Plastic Machine sowie der Sunahara-eigene YMO/Kraftwerk-inspirierte Track ‚Robot’. ‚Sounds as diverse and haunting as the strange new world in which we live: The Space-Age’ lautet einer der Samples in ‘Saeko und Manilla’. Besser könnte man die hier vorliegende Compilation in einem Satz wohl nicht beschreiben. Sunahara ist somit ein Künstler, der kreativ mit völlig eigener Herangehensweise aus japanischer Sicht die elektronische Avantgarde der Easy-Listening-Fraktion darstellt. Zugegeben, man muss dieses Genre mögen. Wenn dies der Fall ist, kommt man um diesen Release nicht herum. Und jetzt der Haken: die Compilation ist leider nur in Japan veröffentlicht worden, so dass man hier in Deutschland tief in die Tasche greifen oder viel Glück auf eBay haben muss, um das hübsch, im dezent gestalteten Schuber designte Kleinod sein Eigen nennen zu dürfen. Allen Beginnern in diesem Genre sei deshalb vielleicht zunächst das ‚Lovebeat’-Album und ‚Pan AM – Sounds of the 70ies’ ans Herz gelegt, die auch hierzulande einfach erhältlich sind.