Jawoll! Das ist doch mal eine Ansage! „Track 13 und 14 sind exklusive Songs für die CD und nicht als Download erhältlich.“ Wo andere Bands iTunes-only Files anbieten und damit den CD-Traditionalisten quasi zum Wechsel ins digitale Musikzeitalter zwingen, beschreitet das österreichische Duo „Xanthippe“ andere Wege und veröffentlicht einen Teil seiner Musik ausschließlich auf physischen Tonträgern. Dafür erhalten Franz Sigl (nur echt ohne das Ralph „E“!) und Gerhard Pauli einen Sympathiepunkt von mir, ohne dass dies jedoch die Bewertung des aktuellen musikalischen Outputs positiv beeinflusst. Die seit 25 Jahren bestehende Band machte in meinem CD-Player zuletzt mit dem 2000er Album „Reborn“ von sich reden, die anschließenden Werke „Soulstripes“ und „Don’t Kiss Red“ gingen aus unerfindlichen Gründen an meinen Ohren vorbei, was angesichts der vereinnahmenden Klänge des Openers „All what you offer“ als sträfliche Sünde zu veranschlagen ist. Sei es drum, konzentrieren wir uns auf die restlichen Songs der hier rezensierten CD „Issue 5 / The Love Zombie“. Um es vorweg zu nehmen: Xanthippe bieten in knapp 60 Minuten ein wahres Feuerwerk an elektronischer Popkunst, die mal scheppernd-noisig, mal einschmeichelnd-catchy und mal druckvoll-tanzbar daher kommt. Schubladen werden ja auch von mir gerne geöffnet, Vergleiche zu bekannteren Epigonen des Genres gezogen, doch in diesem Falle müssten mindestens drei Fächer des musikalischen Eingruppierungsschränkchens bestückt werden. Ins Fach Mesh / Iris passen „Devil’s Whore“ oder „I should say so“, die Abteilung De/Vision / Camouflage wird mit „All what you offer“ bzw. „It would be better“ bestückt, während die Schnittmenge aus Italo-Disco und 80er Yazoo mit „Dawn in June“ und „Why to live“ bespielt wird. Andere Songs lassen sich diesem Schema nicht recht zuordnen und belegen somit, dass „Xanthippe“ eine stilistische Vielfalt pflegen, die den Hörgenuss auch nach dem vierten oder fünften Durchlauf auf einem hohen Level halten. Verglichen mit dem elf Jahre alten Vor-vor-vorgänger Album weist das fünfte „Issue“ mehr Ecken und Kanten auf, hat einen dezenten synthetischen Rock-Appeal und trägt seine Songs eher durch ein um Soundeffekte angereichertes Rhythmusgerüst, dem die schönen Flächen von „Reborn“ etwas abgehen. Die Einordnung dieses Wandels ist jedoch Geschmackssache und von persönlichen Präferenzen abhängig. Ja, und was ist nun mit den CD-Bonus-Tracks? Aus meiner Sicht war es richtig, die finalen Stücke der Scheibe als „Bonus“ zu bezeichnen, können sie die durchweg bemerkenswerte Qualität des ersten Dutzend nicht ganz halten. Doch solange Xanthippe so tolle Tanznummern wie „Nothing’s Clean“ veröffentlichen und die einzelnen Songs derart spannend aufgebaut sind, verzeihe ich ihnen Schlager wie „Sag bitte wo“ gerne. Die in Eigenregie vertriebene CD kann bei Poponaut bestellt und – ohne Bonustracks – auf gängigen Downloadportalen gekauft werden.