Heute hieß es erstmal ausschlafen. Es hält ganz schön lange wach, wenn man ein WGT-Wochenende ohne WGT selbst planen muss und dabei nicht den Treffenboten zu Rate ziehen kann. Nach einem reichlichen Frühstück machten wir uns auf durch den Auenwald, aus Richtung Connewitz die Stadt zu erkunden. Etwas wehmütig ist man schon, wenn doch der Donnerstag vor Pfingsten ansonsten stets von den anreisenden Treffenbesuchern gekennzeichnet ist, die mit ihren Fahrzeugen den Pfad in Richtung des AGRA-Geländes verstopfen.

Heute war es auffallend ruhig, obwohl wir in bestem Sonnenschein die Karl-Liebknecht-Str. entlang flanierten. Das nächste Mal holte uns die Realität ein, als wir in einen Plattenladen wollten und uns die Verkäuferin bedauernd mitteilte, dass sie uns ohne einen negativen CoVid-Test nicht ins Geschäft lassen darf. Naja, was solls, also, das Handy gezückt und einen Testtermin am Testzentrum Hauptbahnhof gebucht. Vor dem Testzentrum begegneten uns dann auch erste Schwarzkittel, die sich verzweifelt durch die Online-Anmeldung für einen Schnelltest klickten. Der Test selbst ging dann recht flott und man verließ mit einem widerlichen Gefühl in der Nase die Räumlichkeiten. Wirklich, dieser Stäbchentest wirkt, als hätte eine Chili-Mücke auf die Nasenschleimhaut gekotzt. Aber egal, als wir die erste Location ansteuerten hatten wir das negative Testergebnis punktgenau auf dem Smartphone.

Nun waren wir also im DarXity Gothic-Store, der zentral am Stadtring in Leipzig gelegen ist. Die Besitzer ließen uns mit Maske und Test ohne Probleme ein und wir konnten stöbern. Natürlich kam man auch ins Gespräch über das vergangene Jahr. Dabei berichteten sie, wie schwer es war überhaupt das Geschäft planen zu können. Auch das, ansonsten umsatzstarke Weihnachtsgeschäft ist, durch die angeordneten Schließungen komplett eingebrochen. Darüber hinaus hätte man versucht mit einem Verkaufszelt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu Pfingsten 2021 wenigstens ein wenig der Umsatzeinbußen wieder aufzufangen. Leider wurde auch dieses nicht genehmigt. Witzigerweise steht dort nun doch ein Zelt, und zwar ein riesiges Testzentrum. Welch Ironie! Aber jetzt schauen die beiden wieder positiv in die Zukunft und hoffen, dass die Menschen langsam, trotz aller Widrigkeiten wieder in das Geschäft zurückfinden. Zu Pfingsten haben sie zu den normalen Zeiten geöffnet und freuen sich über Kundschaft. Wir drücken die Daumen.

Weiter ging es zur Innenstadt. Auf der Nikolaistraße wurden wir auf das Geschäft „Stylo“ aufmerksam. Die drei Damen, die die Chose schmeißen versichern gut gelaunt: „Bei uns sieht es immer so aus.“ Klar, denn der Laden ist seit Jahren auf Gothic- Steampunk- und Düsterklamotten spezialisiert. WGT in der gediegenen Leipziger Innenstadt, quasi das ganze Jahr. Aber auch hier heißt es: Ohne Test, Impfnachweis oder Genesung darf keiner rein. Es ist ganz einfach der bittere Tropfen, den man schlucken muss, um seinen Geschäften nachgehen zu dürfen. Leider wird die Verantwortung viel zu oft auf die Geschäftstreibenden geschoben, obwohl die wirklich am wenigsten dafür können. Aber im „Stylo“ herrscht trotz allem gute Laune und man freut sich auf die dunkel Gewandeten, die trotzdem den Weg in die Innenstadt Leipzigs finden. Das Angebot ist riesig.

So langsam wird es Zeit wieder den Heimweg anzutreten, denn da warten zwei Fellnasen, die sicher Hunger haben. Vor der Moritzbastei wird gerade eine Bühne aufgebaut und das interessiert uns natürlich. Wir fragen, was denn geplant sei. Erfreut erzählt man uns, dass es gelungen ist einige Lesungen, Konzerte und Musik bei Getränken im Freigelände zu organisieren. Start ist am Freitag. Aber heute Nachmittag plant man schon einen Probelauf. Ein Besuch der Moritzbastei ist also für morgen definitiv vorgemerkt!

Und weiter geht der Heimweg, zurück durch Connewitz. Hier gönnen wir uns dann noch ein Eis und ein Handbrot, alles können wir in wunderschöner Frühlingssonne genießen. Es wäre perfektes WGT-Wetter. *seufz* In direkter Nähe zum Connewitzer Kreuz machen wir dann noch Halt beim „Gothic-Second-Hand“. Und ehrlich, das war der Knaller des Tages. Antje, die Besitzerin, war sofort zu einem Gespräch aufgelegt. Sie berichtete, dass alles ziemlich schwierig war im letzten Jahr und wie sehr die Öffnungsbeschränkungen an den Nerven zerrten. Als es dann endlich wieder soweit war, dass die Läden aufmachen durften, lief es langsam wieder an. Doch plötzlich kam die Testpflicht und damit wieder ein Einbruch der Zahlen. Nun noch die Absage des WGT, naturgemäß die umsatzstärkste Zeit des Ladens hier im Kiez. Aber genug des Klagens, weiter ging es um Klamotten. Auf meine Frage, warum eigentlich so wenig Klamotten für Elektroniker in solchen Läden zu finden sind, gestand sie unter Lachen, dass sie ja da nicht weiß, was so geht. Musikgeschmäcker sind zum Glück verschieden. Außerdem ist manches auf den Klamotten aufgedruckte so martialisch, dass es wohl nicht so gut wäre, es in Connewitz ins Schaufenster zu hängen. Man könnte das leicht missverstehen. Und doch gab es diverse (etwas versteckte) Kleidungsstücke, die mein Interesse weckten.

Leider waren manche jedoch viel zu klein, als dass ich sie in Würde in meinem Alter hätte tragen können. Die Chefin durchsuchte daraufhin emsig ihr gesamtes Lager, um mir zu helfen und schlussendlich machte sie mich mit einem Hoodie glücklich. Sei es drum, Antje ist gerade in dieser Zeit dankbar, dass es ihre Kunden gibt, so haben sie ihr doch mit Spenden sehr durch die Corona-Zeit geholfen. Die entgegengebrachte Solidarität war echt spürbar. Und, um das WGT trotzdem etwas zu feiern und sich vor allem bei den Menschen zu bedanken wird sie einen kleinen Tisch vor dem Laden aufbauen, an dem es etwas zu trinken gibt und, vielleicht sogar ein wenig Musik.  Nach einem viel zu kurzen Einkauf verabschiedeten wir uns, denn es stand schon wieder Terminkundschaft vor dem Laden. Auf jeden Fall werden wir uns aber morgen wieder sehen, auf einen netten Plausch und der Jagd nach einem Schnäppchen.

Etwas fertig erreichten wir die Ferienwohnung (mit Müh`und Not…), dort warteten zwei hungrige Labrador-Damen (fast schon tot) auf ihr Futter und ihren Spaziergang. Und jetzt geht es auf die Couch und ins Bett… oder vielleicht auch nicht. ? Aber mehr dazu morgen… im offiziellen Tagebuch zum inoffiziellen WGT auf www.medienkonverter.de