Offenbach, 2Raum-Konzert, 21 Uhr, das Publikum ist schon ziemlich genervt, weil der Konzertbeginn für 20:15 angesagt war. Dann treten zwei Herrn auf die Bühne. Einer stellt sich hinter ein kleines Keyboard, der andere beginnt die Gitarre zu zupfen: ‚I’m singing `bout love, and not about lala…’. Das in Party-Erwartung versetzte Publikum dreht seine Köpfe weg und nimmt wieder den Smalltalk mit Freunden und Bekannten auf. Genau diese Köpfe drehen sich zwei Minuten später alle, aber auch wirklich alle wieder gen Bühne als der Drum’n’Bass lastige Mittelteil des Songs ‚Sound of my Guitar’ im Strobo-Gewitter deutlich macht, dass es sich hier nicht um einen dieser Support-Acts handelt, der zwar nicht richtig weh tut, aber auch drei Tage später wieder vergessen ist. Von diesem Moment ist die Aufmerksamkeit gepachtet und der Verkauf einer großen Anzahl des aktuellen Albums nach dem Konzert gesichert. ‚Listen to’ heißt es und enthält ein Dutzend Songs, die Singer-Songwriter Ansätze des Herrn Stankowski mit dezenter Soundfrickelei von Herrn Werle verbinden. Wie will man es nennen? `Electro-Folk’? ich weiß es nicht! Ist aber auch egal. Wichtig ist, dass ‚Listen To’ Songs mit Herz vereint, die unbedingt hörbar verpackt und geschickt unterlegt von elektronischen Patterns nicht langweilig werden. Flamencomatisch erscheint ‚After All’ mit etwas betroffenem Text aber unwiderstehlicher Melodie. Auch um ‚In this World’ sollte man diesen Sommer in keiner besseren Lounge, die die unsäglichen Cafe del Mar Nummern nun endgültig verbannt haben müssten, herumkommen dürfen. Eine tiefe Bassline führen durch minimal instrumentierte Strophen in einen mächtig groovenden Refrain über und endet in einem fragilen Piano-Part, der Glitches enthält, an denen sich Phones, Verfechter dieser kleinen Sprünge, ein Beispiel nehmen können! Wer kennt noch diesen Popstar mit dem lustigen Zöpfchen am Kinn der gruselig schmachtend ‚Angel of Berlin’ zum Besten gegeben hat? Keiner? Schade, denn eben dieser Hit bekommt durch Werle und Stankowski ein charmantes neues Outfit und man wundert sich was Produktion und Interpretation so alles ausmachen. Beispielhaft für den Rest der durchgängig schönen Melodien soll schließlich noch ‚Lost in Love’ genannt werden, das gutgelaunt vor sich hin schlendern genau die Leichtigkeit transportiert, die in der heutigen, oft so hektischen Welt dringend notwendig ist. Gesucht und gefunden, das fällt mir ein zum Duo Werle & Stankowski. ‚Listen To’ ist ein sicherer Bestandteil des Soundtracks für den Sommer 2007. Wer ihn nicht nutzt um sein Leben ein kleines Stückchen zu bereichern ist selbst dran schuld…