Welle:Erdball - Die Unsichtbaren

WelleErdball - Die Unsichtbaren

Eine kleine Bewährungsprobe, diese EP. 'Die Unsichtbaren' kündigen das kommende Album 'Mumien, Monstren, Mutationen' an und leiten zeitgleich den Tourstart des Traditionssenders Welle:Erdball 2019 ein. Und doch ist alles ein wenig anders, denn Hannes Malecki „Honey“ bleibt als letzter von der Originalbelegschaft der Institution an Bord, da Alf Behnsen „A.L.F.“ aus familiären Gründen von einem weiteren Dauereinsatz absehen muss. Zusätzlich setzte Frl. Venus aufgrund ihrer Schwangerschaft aus. Dass die Trennung im Guten stattgefunden hat lässt die Ankündigung vermuten, dass beide als unregelmäßige Überraschungsgäste bei Live-Sendungen auftreten wollen. Doch zurück in das Autokino der 50er und 60er, zurück zu Horrorklassikern, die gerne im Double-Feature präsentiert wurden, zurück zum neuen Themengebiet.

Die Frage bei einer neuen Sendung der Welle:Erdball ist nicht, wie sie wohl klingen werden, denn wie immer hört man Minimal Elektronik mit poppigem bis schlagerlastigem Einschlag und durch Maleckis Verbleib beim Sender ist das Wiedererkennungsmerkmal seiner Stimme gesichert. Die Frage ist vielmehr, ob die Songs zünden können - und ich behaupte, dass dies bei einer Band, deren Sound quasi unverändert seit 1990 erhalten geblieben ist, fast nur subjektiv bewertet werden kann: Zünden die Melodien und Texte? Ich kann es nur für mich beantworten. Mit dem bockstarken "Tanzmusik für Roboter" vor 5 Jahren hatte der Sender mich voll überzeugt, und auch auch der Titelsong vorliegender EP lässt mein Tanzbein sofort zucken. Alles wie gewohnt, aber alle bekannten Elemente klasse zusammengefügt. "Mama Papa Zombie" beginnt mit einem schön skurrilen Sample, gefolgt von einem etwas ruhigeren und für mich nur durchschnittlichen Filler. Solide. "Mumien im Autokino" ist abgesehen von den netten Lyriks ein beinharter Schlager-Pop-Song mit weiblichen Gesang und für mich nur schwer zu ertragen, aber ich bin mir sicher, für all jene, die diese Seite der Welle:Erdball schätzen, wird der Eindruck ein vollkommen anderer sein. Die Coverversion des 1962er "Monster Mash", im Original von Bobby "Boris" Prickett gesungen, passt wie Hintern auf Eimer in den Reigen und ist absolut gelungen umgesetzt und zum Abschluss tanzen "Die Unsichtbaren" noch zu einem basslastigeren Remix von Tax5, den ich einfach nicht brauche, da er nach Autoscooter-Techno klingt und die nostalgische Melodie ad absurdum führt.

Puh, bin ich ein Freund dieser EP? Nicht so wirklich. Ich freue mich sehr, dass Welle:Erdball zurück sind und weiter machen. Ich freue mich, dass mit "Die Unsichtbaren" ein klasse Titeltrack wirklich Lust macht auf das kommende Album. Aber den gesamten Rest brauche ich nicht wirklich. Keiner der 4 folgenden Tracks überzeugte mich und lockt zum erneuten Anhören nach Abschluss der Rezension. Doch das war in alle den Jahren schon oft der Fall bei der Welle:Erdball und mir - ich liebe den Sender für vielleicht 30% seiner Songs, der Rest ist mir zu schlager-poppig aufgesetzt oder eben einfach Füllmaterial. Ich würde die EP nicht empfehlen als Einstieg in die Welt der Welle:Erdball, aber als EP geht sie wohl (voll) in Ordnung.

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