Völur überforderten mich mit ihrem ersten Silberling 'Disir' ein wenig - ich konnte im letzten Jahr nicht viel anfangen mit dem Gehörten, was aus heutiger Sicht nicht unbedingt gegen die Band, sondern vielleicht einfach gegen mich sprechen könnte. Oder gegen meine Herangehensweise, meine Erwartungen. Denn als ich im Sommer 2016 das Trio auf der Bühne des Prophecy Fest lauschen durfte hauten mich Musiker, Performance, Sound UND Musik um. Ein großartiger Auftritt, kraftvoll, eigenwillig und unbedingt empfehlenswert. Und so nähere ich mich 2017 den 'Ancestors' aus einer ganz anderen Richtung, weiß, was ich erwarten kann und was nicht und so, auch Dank der guten Entwicklung der Band, fällt das Ergebnis deutlich positiver aus. Wieder dreht sich thematisch alles um die germanische Sagenwelt, doch dieses Mal um männliche Gestalten der Mythologie. Eine Interpretation dessen sowie eine qualitative Einschätzung der Texte sind nicht mein Metier, doch zu der doomigen Lawine, die über den Hörer hereinbricht und über 50 Minuten unnachgiebig alles zermalmt, schreibe ich gerne ein paar Zeilen: Mit den bewährt ungewöhnlichen Stilmitteln, mit denen die Kanadier bereits auf ihrem ersten Output einen eigenen Sound entwickelt hatten, arbeiten Völur erneut. Auf einem Fundament aus Bassgewalt und Schlagzeug thronen Violinenläufe, folkloristische und melodische Chöre und herb-finsteres Fauchen. In monotonen Schlaufen sich wiederholend entwickeln sich die vier Songs zu mit(hinab)reißenden Ritualen, die in den meisten Momenten schleppend dahinwalzen, vereinzelt aber auch den Ausbruch in rumpelige Gefilde wagen. Völur klingen wieder, als ob sie nicht in diese Zeit, in die moderne Klanglandschaft gehören, unterscheiden sich angenehm vom skandinavischen Klang, aus dem man ähnliches Liedgut ja bereits kennt und bieten so einen ungewöhnlichen Genuss. Alles klingt schroff, nicht perfekt durchgestylt oder kitschig weich-gezeichnet. Die Musiker verstehen ihr Handwerk, forcieren aber eine fast schon punkige Attitüde im Klang, unterstützt von einer Produktion, die nicht auf Hochglanz poliert ist, sondern das Ungewöhnliche beleuchtet. Die Band live erlebt zu haben half mir ungemein, ihr Werk auch auf Scheibe würdigen zu können. Sicherlich hat sich die Band gerade im Songwritig weiterentwickelt und den vier Liedern eine klarere Richtung vorgezeichnet, jedoch brauchte ich dennoch das Wissen, wie die drei Musiker ihre Musik transportieren wollen, um es auch in der Umsetzung zu verstehen. 'Anscestors' gefällt mir ungemein, erfordert aber auch meine ganze Aufmerksamkeit und fordert mit jedem Durchlauf von neuen heraus.