Der Weg bis zum ersten offiziellen Album war für Versus ein langer und sicher kein einfacher. Doch seit ihrer Gründung im Jahr 2001 hat die Band kontinuierlich von sich reden gemacht und Material veröffentlicht, darunter auch diverse Remixes und Sampler-Beiträge. Ganz zu schweigen vom Erfolg beim Sonic Seducer Contest „Battle of the Bands“ in 2004. Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich also doch aus - das lässt sich am Beispiel von Versus deutlich belegen. Aus einst vier Musikern sind inzwischen zwei geworden, André Steinigen und Markus Krech sind mittlerweile die kreativen Köpfe hinter Versus – und die haben mit „Different Twilight Places“ einen beachtlichen Einstand geliefert, der streng genommen ja keiner mehr ist. Von der 2004 erschienenen 4-Track-EP wurden die Titel „Re:Start“, „We are cloned“ und „Definition:Lost“ nochmals durch die Regler gejagt und zusammen mit zwölf weiteren Titeln auf das neue Album gepackt, dem man die intensive und mit viel Liebe zum Feintuning ausgeführte Arbeit wahrlich anhört. Musikalisch wie soundtechnisch haben André Steinigen und Markus Krech alle Register gezogen, jeglichem möglichen Tunnelblick entsagt und ihrem Gespür und Gefühl für große Melodien und Harmonien vertraut. „Different Twilight Places“ lässt sich dementsprechend schwer einordnen und erweckt dennoch nicht den Eindruck, als habe man sich bisher „einfach noch nicht gefunden“. Es hat vielmehr den Anschein, als wüssten Versus ganz genau, wo sie sich wieder finden – nämlich im weiten musikalischen Universum, das mehr bietet als Beat und Sample oder Schlagzeug und Gitarre. Die „Homebase“ des Duos ist zwar unhörbar im Electropop angesiedelt bzw. in elektronischen Gefilden allgemein, doch wo der Tellerrand aufhört, fangen die Weiten des Horizontes bekanntlich erst an. Der Blick auf diesen Horizont beginnt mit einem düsteren Prolog, der das Thema und den roten Faden des Albums „ankündigt“: eine am Abgrund stehende, zum Scheitern verurteilte schwache Gesellschaft, krank, abgestumpft und hoffnungslos verirrt. Wer nun glaubt, dass jetzt ein entsprechend schwermütiges, pessimistisches Album folgt, irrt. Nicht das Dunkel ist das Ziel, es ist das Zwielicht, das Diffuse zwischen Hell und Dunkel, zwischen Gut und Böse – inklusive dicke(m) (Hosen) Ende! 15 Stücke lang kredenzen Versus eine sorgfältig erdachte und konzeptionell ausgereifte Mixtur aus elektronischem Rock’n’Roll („A matter of …“), Nu-Rock-Anleihen mit Sprechgesang („A lonesome girls night“, „I want 2B U“), sanften Balladen („Beautiful like you“) sowie schnellen Dancefloor-Hits mit Future-Pop-Charme (“We are cloned”, “Frequency”, “Definition:Lost”), dabei immer mit einem Fuß im smoothen Electropop stehend, ohne dabei nach Irgendwas oder Irgendwem zu klingen. Vorsichtige EBM-Anleihen, ein kleiner Ausflug in Richtung Depeche Mode und jede Menge eigener Ideen machen die Scheibe rund, sorgen für Abwechslung und Spannung. Wenngleich man Versus als Musiker und ihr neues Album ohne Zweifel ernst nehmen und dem Potenzial Respekt zollen sollte, kann es nicht schaden, sich als Künstler selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Mit ihrer (versteckten) launigen Hip-Hop-Persiflage am Ende des Albums können sie es nicht nur lässig mit der Berliner „Konkurrenz“ aufnehmen, ihre Botschaft haben sie so garantiert richtig verstanden platziert. Bitte einmal kräftig schmunzeln.