Veil Veil Vanish - Change In The Neon Light

Melancholie, diesmal idealerweise nicht aus der Südsee, aber trotzdem aus einer sonnenverwöhnten Gegend, San Francisco. Wave-Romantik in neun Kapiteln, die in dieser Region am besten in eine Situation passen, in denen die Golden Gate im weißen Nebel liegt. Veil Veil Vanish hätte ich eher nach England gesteckt, aber da hatte ich mich auch schon damals mit The Bravery vertan, als diese in ähnlicher Weise Depeche Mode supportend auf ihrem ersten Album eher Insel-Attitüde als US-Ambiente vermittelten. Ein stylishes Cover mit einem schicken Logo, das aus den drei Vs natürlich gut herzustellen ist: ‚Change In The Neon Light’ ist in den Staaten bereits seit Februar erhältlich und Dank Dependent nun auch offiziell in deutschen Landen. Eigentlich passt diese Scheibe auch viel besser zum Herbst als in den Frühling, denn die schwarz gekleideten Herren mit Unterstützung einer gewissen Amy Rosenoff am Bass fangen da an, wo Herr Smith vor vielen Jahren aufgehört hat. Schwungvoller Shoegazer-Sound ohne einerseits in die Depression abzugleiten und andererseits auch nicht wochentagaufzählend die Charts zu stürmen. Auf den Promo-Fotos sieht Frl. Rosenoff übrigens lustigerweise frisurentechnisch aus wie Robert Smith, der schlaftrunken das Toupieren vergessen hat und zum Fototermin geschlurft ist ;-) Die Songs sind alle eingängig genug um sie im Auto auf einer langen Fahrt in die Nacht zu hören und sich bei jedem Song zu fragen ob der folgende genauso gut sein wird. Die Antwort ist erstaunlicherweise jedes Mal ‚ja’, denn die Qualität ist durchgängig beachtenswert. Zwar sind die Referenzen in vergangene Zeiten unüberhörbar, die zeitgemäße Produktion der Songs fängt dies jedoch hervorragend ein und schafft somit ein Gesamtbild, das 2010, kurz vor Weihnachten musikalisch zu erfreuen vermag. Gitarrenwände ohne zu viel Druck aber mit erheblicher Dynamik eröffnen demonstrativ mit dem Titelsong das Album. Songs wie ‚Exile City’ oder ‚This Is Violet’ greifen diesen Ansatz auf, wohingegen auch ein wenig frühe Placebo in ‚Anthem For A Doomed Youth’ mitschwingt. Zusammenhängend und doch nicht inhaltlich stagnierend hört sich das gesamte Album flüssig durch. Der Gesang von Keven Tecon kommt solide, niemals überdreht und schafft es trotzdem eigenständig und wieder erkennbar in die Gesamtatmosphäre einzufließen. Im vorliegenden Genre sicher eine Platte des Jahres, die noch schnell um die Ecke kommt, bevor das letzte Blatt vom Kalender fällt. Wäre sie erst 2011 zu uns herübergeschwappt, es wäre auch nicht schlimm gewesen, denn einem Trend läuft die Band bestimmt nicht hinterher…

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