Die Gründe für Musik-Compilations sind mannigfaltig. Filme, ein Labeljubiläum, Festivals, Magazinbeilagen oder Geldschneiderei um nur einige zu nennen. Der vielleicht ursprünglichste (und romantischste) Grund ist aber, andere Menschen von der Musik die man liebt zu überzeugen. Wie das klassische Mixtape (auch wenn hier unter Umständen noch das Ziel dazu kam, den Empfänger vom Zusammensteller zu überzeugen), welches im Zusammenhang mit dieser Reihe schon mehrfach als Vergleich herangezogen wurde. Kein Wunder, von allen Samplern des Electro-Genres kommt die Septic-Reihe aus dem Hause Dependent dem Grundgedanken mit am Nächsten, auch wenn diese Reihe natürlich immer auch den Bands aus dem eigenen Stall ein Forum bietet. Und nach der Auferstehung des Labels präsentiert uns Stefan Herwig stolz Part Neun. Das Rezept ist das bewährte. Einige aktive Bands des Labels bieten unveröffentlichtes Material, Front Line Assembly etwa bietet „Attack The Masses“, das gegenüber den Albumtracks aber leicht abfällt. Andere steuern seltene bei – wie Portion Control mit dem großartigen „Amnesia“ in der „Beta 1“ Version – oder unveröffentlichte, wobei der Remix von Edge Of Dawns „Stage-Fright“ nebenbei alte Bekannte wieder auf den Plan ruft. Vielleicht wird es ja doch noch einmal etwas mit einem neuen Album von Steril? Dazu kommen verschiedene Lebenszeichen. Dismantled-Mastermind Gary Zon hat es sich zum Glück noch einmal anders überlegt und macht doch weiter. Schön seine Stimme zu hören. Oder von den kanadischen Fractured, deren Rückkehr mich ebenfalls sehr freut. Die Band um Nick Gorman klingt auch nach langer Pause immer noch eigen, anders und vor allem interessant. Die Septic-Reihe sorgt aber auch dafür, dass Bands nicht in Vergessenheit geraten, die sich von der Masse abheben, den Durchbruch aber nicht geschafft haben. Fix8:Sed8 aus Deutschland, Imperative Reaction aus den Staaten oder die spanischen Pail mit dem getragenen „Silence“. Die größte Vorfreude erzeugen bei mir aber immer die eher unbekannten Bands. Mindless Self Indulgance kennen hoffentlich schon viele, ein Konzertbesuch ist unbedingt zu empfehlen. Der schleppende Combichrist-Mix von der „Never Wanted To Dance“ MCD wird sicher viele Freunde finden. No Not Never, bei denen Gary Zon ebenfalls seine Finger im Spiel hat, bestätigen was bei Teil acht schon angedeutet wurde. Herr Herwig hat ein Herz für den aktuell populären Electro-Indie Sound, gerne auch mit weiblichen Vocals. Soundfetishist Cardinal aka Comabuster überzeugt mit einer wilden Mischung. Der Anfang erinnert an „Payroll“ von Nitzer Ebb, der Gesang erinnert atmosphärisch an mind.in.a.box, bevor er im Refrain Mac & Recorder ähnelt. Cooler Song. Es sind nicht nur Treffer auf Teil neun, aber welches Mixtape ist schon perfekt. Auffallend ist, dass es immer mehr Wiederholungen gibt, dieses mal sogar mit „Stage Fright“ einen Song zum zweiten Mal. Der Fundus scheint doch nicht unendlich zu sein. Und doch bleibt es dabei, diese Compilations kann man blind kaufen oder weiterempfehlen. Durchhören (am Stück!) macht Freude, es gibt eine Menge neue Musik fürs Geld und es gibt immer etwas zu entdecken. Schön, dass sich jemand noch die Mühe macht.