„Klangfusion Vol.1“ – der neue Geniestreich des Accession Record Labels. Der funktioniert folgendermaßen: eine etablierte, erfolgreiche Band spielt Zugpferd für den aufstrebenden Labelkollegen. In diesem Fall heißt das Zugpferd [:SITD:] und Painbastard soll nun der letzte Schritt auf den Electroolymp gelingen. Nun gibt es also diese auf 3.000 Stück limitierte Doppel-Maxi-CD in einem Pappschuber mit einem 6 Panel Digipack. Jede Maxi-CD für sich ist Vorbote für die neuen Alben. [:SITD:] möchten mit „Kreuzgang“ Appetit auf ihre neues Werk „Bestie:Mensch“ machen; Painbastard schickt „Nyctophobia“ vorab ins Rennen. Sein neues Album wird „Borderline“ heißen. Und da dieses Gespann aus [:SITD:] und Painbastard sehr viel versprechend ist, wird es noch dazu eine gemeinsame Tour gehen. Die startet schon diese Woche – in Guben. Die Tourdaten lest ihr am Ende der Rezension. Nun zum wichtigen Teil. Dem Inhalt. Zwei Maxi-CDs sind es also. Ich beginne mit dem Zugpferd - [:SITD:]. „Kreuzgang“ heißt der neue Song. Ein Song in echter [:SITD:]-Manier. Gewohnt fett produziert, wie gemacht für die Clubs. Leider fehlt mir diesmal aber dieser Wow-Effekt. Diese kleinen Besonderheiten eines Songs, die ihn sofort in Mark und Bein gehen lassen. Der Song verschwindet bei mir leider in der Menge der anderen [:SITD:]-Songs. Denke ich an starke Stücke der Band zurück, sind es andere, die mir einfallen. Dafür überzeugen mich die zwei Zugaben „Atonement“ und „Metamorphis“ umso mehr. Keine Songs, die unbedingt auf den Dancefloor abzielen. Vielmehr leben sie von einer getragenen, sphärischen Stimmung. Die Melodie- und Beatlinien wirken komplexer als gewohnt. Das steht dem Ruhrpott-Trio wirklich gut zu Gesicht. Insbesondere „Metamorphis“ hat es mir angetan. Wunderbare Geschwindigkeits- und Beatwechsel. Die Vocals mit einer sehr einprägsamen Gesangsmelodie. Sollte „Bestie:Mensch“ noch weitere solcher Überraschungen bereithalten, es wäre eine Bereicherung. Auf dieser Maxi steht aber vorerst „Kreuzgang“ im Mittelpunkt. Fünf Remixer haben sich an dem Stück probiert und ihm ein anderes bis komplett neues Gewand verpasst. Während sich Rotersand (technoider) und Angels & Agony (poppiger) ziemlich nah am Original gehalten haben, setzt Agonoize deutlich mehr auf harte Beats. Die Vocals wurden in gewohnter Agonoize-Manier ordentlich verzehrt. Jetzt aber zu den zwei wahren Remix-Glanzpunkten. Der Painbastard-Remix geht ordentlich nach vorn. Gleich noch aufgepeppt mit einem Sample, einer pressenden Basslinie und einer neuen hymnischen Melodielinie. Die meiste Mühe haben sich aber Diorama und Klangstabil in Zusammenarbeit mit VA:SEE gemacht. „Kreuzgang“ wurde komplett gewandelt in einen beinah vollkommen neuen Song. Die Vocals erinnern eher an eine Märchensprecherstimme, der Refrain an die glorreiche Pointe dessen. Die Melodie ist stark geprägt von Klangstabil. Ein wunderbarer Remix. So machen Remixe Spaß. Schon nicht schlecht was [:SITD:] da mit ihrem Teil der Klangfusion vorgelegt haben. Es folgt nun „Nyctophobia“ von Painbastard. Etwas fällt sofort auf: es klingt anders. Anders als das, was ich bisher von Painbastard kannte. Nicht vollkommen anders, nur gereifter. Es klingt als hätte sich ein Sound gefunden – komplett. „Nyctophobia“ klingt eingänglicher als das bisher gekannte. Alex hat etwas an Härte aus den Beats herausgenommen, die Stimme wirkt weniger verzerrt, die Melodien getragener – sie werden direkt ins Ohr getragen und da bleiben sie auch hängen. Das Alex hier auf seine harsche Stimme verzichtet hat, passt wunderbar zu dem Song und „Save My Life“ klingt da tatsächlich wie ein Hilferuf. Das sowie die teils gruselig wirkenden Melodiesequenzen und Samples vertonen wunderbar das Titelthema (der Angst vor Dunkelheit). Bevor durch [:SITD:] der Remixreigen zu „Nyctophobia“ eröffnet wird folgt noch ein neues Stück aus der Feder des Leipzigers und zwei Remixe zu bereits veröffentlichten Titeln. Das neue Stück „Psychological Disintegration“ erinnert wieder stärker an die gewohnten Painbastard-Songs. Harsche Vocals, triebende Beats und hymnische Melodiesequenzen für die harten Tanzflächenschlachten. Mit „Torn“ folgt nun der Diorama-Mix der balladesken Nummer, die bereits auf „No Need To Worry“ zu meinen Lieblingsstücken gehörte. Diorama haben dem Song ihren eigenen und ganz persönlichen, unverkennbaren Anstrich verpasst. Der bereits vorher zerbrechlich wirkende und überaus emotionale Song wirkt noch verzweifelter und gleicht mit seinen langen Pianopassagen irgendwie einem waschechten Lovesong. Für echte EBM-Fans haben Diorama wahrscheinlich zu viel Weichspüler benutzt, mir selbst gefällt der Remix sehr gut. Der darauf folgende Diary Of Dreams Song „MenschFeind“ ist bereits auf ihrer gleichnamigen EP Anfang des Jahres erschienen. Ich kenne das Original zwar nicht, vermute aber, dass Painbastard dem Song einen neues elektrischeres Gewand verpasst hat. Die dunklen Painbastard-Sounds passen zumindest gut zu den Vocals des Label- und Diary of Dreams-Bosses Adrian Hates. Bis hierhin ist die Maxi-CD also ein echter Glücksgriff. Mal schauen, was die Remixe so zu bieten haben. Da das Original bereits ein starker Song ist, erwarte ich viel von den runderneuerten Stücken. Der SITD-Remix trägt unverkennbar die Handschrift der Remixenden. Die typischen Melodiesequenzen verraten sofort, wer hinter die Remixversion steckt. Bereits nach 1 Sekunde. Das Stück wirkt getragener und viel schwermütiger. Assemblage 23 schwingen mit ihrem Remix zwischen einer beklemmenden und dann doch wieder optimistisch erscheinenden Stimmung. So wie Diorama/ Klangstabil bei [:SITD:] einen beinah neuen Song mit ihrem Remix produziert haben, so sind es hier In The Nursery. Der Remix erinnert mich ein wenig an Filmmusik. Mit This Morn Omina, Straftanz und Supreme Court folgen nun die tanzflächenorientierten Remixversionen. Die bekannten This Morn Omina-Drums gefallen mir dabei ganz besonders. Eine interessante Mischung, die ohne Umschweife direkt in die Beine geht. Durch die Wahl recht unterschiedlicher Remixer werden schlussendlich auch die 6 Remixe nicht langweilig. Mein Fazit der ersten Klangfusion. Es beschleicht mich das Gefühl, dass Painbastard hier scheinbar dem eigentlichen Zugpferd die Show stiehlt. Ich finde die Stücke des Leipzigers etwas stärker. Nun ist abzuwarten was die Alben bringen. Als kleiner Vorgeschmack dafür ist „Klangfusion Vol.1“ auf jeden Fall zu empfehlen. Zwei Maxi-CDs zum Preis von 11,95 EUR – das ist wirklich fair. Zudem werden „Kreuzgang“ und „Nyctophobia“ nicht auf den kommenden Alben vertreten sein. Mit dem Kauf der EP erhält man also auch einen echten Mehrwert. Sonic Seducer präsentiert: [:SITD:] - BESTIE: MENSCH TOUR Special Guests: Painbastard, Destroid 22.09.2007 D - Guben - Fabrik 28.09.2007 D - Berlin - K17 29.09.2007 DK - Kopenhagen - Das Boot - MS Stubnitz 02.10.2007 D - Hamburg - Kir 05.10.2007 D - Dresden - Strasse E 06.10.2007 D - Erfurt - Centrum 11.10.2007 D - Frankfurt/Main - Nachtleben 13.10.2007 D - Hannover - Musikzentrum 20.10.2007 UK - London - Slimelight 21.10.2007 UK - Sheffield - Corporation 27.10.2007 D - Herford - X 02.11.2007 D - Bochum - Matrix 25.12.2007 D - Chemnitz - Dark Storm Festival - Stadthalle * 26.12.2007 D - Augsburg - Dark X-mas Festival - Rockfabrik * 27.12.2007 D - Ludwigsburg - Dark X-mas Festival - Rockfabrik * * = mit VNV Nation & Frozen Plasma. Ohne Destroid & Painbastard!