Zum sechsten Mal feuert Alfa Matrix mit den Endzeit Bunkertracks eine volle Ladung harter Elektronik auf das Clubpublikum ab. Dominierten auf „Act I“ noch die bekannten Namen wie Dive, Wumpscut, Suicide Commando, Hocico, Retrosic oder Combichrist, sind es mittlerweile eher die weniger bekannten Namen, denen eine Plattform geboten wird. Tauchen wir also ein in mehrere Stunden Material. Obwohl ich kein Freund von Hellectro etc. bin, haben Bands wie PNE, Aestethische, 32Crash, amgod, Noisex oder Putrefy Factor mich dazu bewogen reinzuhören. Wobei der Einstieg schon andeutet, was da auf mich zukommt. Neben dem typischen (und oft unsäglichen) Techno den Bands wie Phosgore (ok) oder Excite (schlimm…ganz schlimm) gerade erfolgreich in den Clubs platzieren, enttäuschen direkt die Remixe von Patenbrigade und Aestethische. Es folgt zudem viel Hellectro ohne Gesicht. Es stellt sich echt die Frage, warum diese Bands oft vermeintlich provozierende Texte schreiben, wenn man diese doch eh nicht verstehen kann. Das ist wie provozierende T-Shirt-Motive unter einem Pullover tragen. Aber Ich schweife ab. Aufhorchen lässt der Anfang von Noisuf-X, die weibliche Stimme bei Kant Kino oder die Textzeile „You blocked me on Facebook and now you die“ von DJ 3RROR. Was leider sehr viel über die Qualität sagt. Alle Enttäuschungen zu besprechen würde den Rahmen sprengen, wechseln wir also zu den Lichtblicken. Noisex schicken eine neue Version von „Rhythm Age“ ins Rennen, Acylum ein schön schleppendes „Black Rose“ und Bestias De Asalto klingen zwar zu sehr nach frühen Hocico, haben aber ordentlich Pfeffer. Dazu kommt, dass Bands wie Aesthetic Perfection oder Freakangel schon dadurch auffallen, da sie produktionstechnisch in einer anderen Liga spielen. Außerdem knallen einige Tracks ohne Frage ordentlich. X-RX klingen bei „Hit The Drums“ wie Combichrist. Auch das hypnotische „Just Free“ von Pax Sono gefällt mir gut. Andere Songs sind zwar schrecklich, aber ich musste trotzdem grinsen. Etwa weil Uberbyte, God Module (Remix) oder auch Mordacious (Remix) in Teilen so extrem nach Neunziger-Techno klingen, dass mir die Worte fehlen. Und dass ausgerechnet die Band nach alten Suicide Commando klingt, die sich Ootz Ootz nennt, ist schon amüsant. Für mich kann ein guter Sampler an die Stelle der guten alten Tapes treten, die man früher für Freunde oder Freundinnen zusammengestellt hat. Es macht sich jemand die Mühe aus der Fülle von Tracks etwas Besonderes zusammenzustellen. Wahrscheinlich hat sich auch hier jemand die Mühe gemacht. Es wirkt aber so, als wenn man heute Freunden einfach nur die neuesten zwanzig Alben, die man gerade auf dem Rechner hat, auf eine DVD-R brennt. Und der „Beschenkte“ kann dann mal gucken, dass er sich die besten Tracks raussucht. Um im Bild zu bleiben – ich musste schon ein paar Pausen machen um Luft zu holen, bei meinem Tauchgang in die Bunkertracks. Die Quantität stimmt ohne Frage. Es gibt sehr viel Musik und auch viel unveröffentlichten oder seltenen Stoff. Bei der Qualität fällt „Act VI“ gegenüber den ersten Ausgaben jedoch deutlich ab und die Suche nach Perlen hat sich für mich als sehr mühselig erwiesen. Aus meiner Sicht enthält „Endzeit Bunkertracks 6“ so viel langweiliges Geboller, dass sogar Genre-Fanatiker verzweifeln könnten. Die vierzig (!) Bonustracks der Download Soundcard liegen mir zum Glück nicht vor. Obwohl die Remixe von Portion Control und Caustic bestimmt interessant wären. Oh man, ich bin wirklich unbelehrbar.