Die electropop.-Reihe des sympathischen Conzoom Labels stand nach ihrer 10. Folge im Jahre 2015 schon kurz vor dem Aus, zumindest ließen Verlautbarungen des Labelchefs Ingo Möller derlei Gründe zur Besorgnis aufkommen. Zum Glück stand am Ende eines Abwägungsprozesses im Spannungsfeld sinkender CD-Auflagen und der Förderung vielversprechender Nachwuchsbands die Entscheidung für eine optisch dezent aufpolierte, inhaltlich jedoch unveränderte Fortführung der beliebten Samplerserie. Das grelle pinke Erscheinungsbild von „electropop.11“ lässt vermuten, dass hier keine Kompromisse in Form leiser Töne gemacht werden. Die 13 Songs (plus Bonus) schlagen durchweg ein hohes Tempo an und sind überwiegend auf Clubeinsatz getrimmt. Mit an Bord sind teils bekannte Remixer wie Rico Hüllermeier oder Oren Amram, doch setzten die beteiligten Interpreten mehrheitlich auf eigenständig produzierte Extended-Versionen. Nachdem in der Jubiläumsausgabe noch Probleme mit einem viel zu leise abgemischten Song von „Electro Spectre“ gab, schlägt der Audiopegel heuer glücklicherweise weder zur einen noch zur anderen Seite negativ aus. Qualitativ muss der Rezensent jedoch Unterschiede herausarbeiten und diese auch benennen. So ist der Auftakt mit EMTs „Regret“ wirklich gelungen, ein treibender, munterer Beat bildet die Grundlage des sich langsam aufbauenden, mit einem finalen Chorus einprägsam abschließenden Hits. EMT besteht aus Tony Blue und Emma Walter, die einige fluffige Dance-Pop-Songs im Repertoire haben, doch bislang noch ohne Label sind. Mit diesem Samplerbeitrag dürften die Chancen auf ein baldiges Ende der Suche deutlich gestiegen sein. Selbiges „Schicksal“ teilt sich EMT mit dem Ein-Mann Projekt „Rename“, dessen Protagonist Marcus Fellechner die Vorabsingle „Avalanche of Fear“ ins Rennen um die Hörergunst schickt. Im Remix des bekannten israelischen DJs und Radiomoderator Oren Amram wird der Rhythmus stringenter in den Vordergrund gerückt, was zwar auf Kosten der Melodie geht, jedoch neue Facetten heraus kitzelt. Hinsichtlich der Tracklist als weniger gelungen erweist sich die Entscheidung, direkt darauf einen weiteren Amram-Remix zu platzieren. Der „Entirely Club Mix“ des heimlichen Fan-Favoriten „I Like It When You Lie“ vom aktuellen Rroyce-Album ist zwar ordentliche Hörkost, setzt sich aber von der hauseigenen Remix-Konkurrenz nicht konsequent ab. Der Sound des Samplers bewegt sich irgendwo zwischen modernem Electro-Club (Shelters „Blur The Lines“) und dem elektronischen Radiopop im Stile der frühen 2000er Jahre, als Wolfsheim, Bernstein oder die Care Company größere Erfolge oder überraschende Flops feierten. Kosmos mit „Keine Macht Dieser Welt“ könnte um einige Ecken und Kanten abgeschliffen auch im Radio laufen, während Mechatronics EBM-Dark Electro-Song „Don’t Bother To Knock“ den Gegenpol bildet. Besondere Freude bereitet dem Autor dieser Zeilen das Comeback von Midnight Resistance: „Under Glass“ heißt der neue Song, mit dem sich Mastermind Nico Frank klanglich seinem Debüt „Remote“ annähert und dem umstrittenen Gitarrensound des Zweitwerks „Adieu“ sagt. Under Glass knüpft nahtlos an Klassiker wie „Recall These Days“ an und beweist, dass es Nico immer noch kann, wenn nicht gar besser denn je. Was schon für die ersten zehn Ausgaben gilt, trifft auch auf electropop.11 zu: Die CD wird es nicht allen Hörern unseres geliebten Synthpops recht machen können. Kaum jemand dürfte alle Songs mögen - im direkten Vergleich schneidet die aktuelle Veröffentlichung mangels Abwechslung etwas schwächer als Volume 10 ab. Es wäre zu überlegen, für die 12. Folge auch mal ein bis zwei ruhigere Nummern einzubauen oder vermehrt auf Originalversionen zu setzen. Nicht immer sind Remixe automatisch die besseren Clubhits. Von dieser kleinen Anregung abgesehen, freuen wir uns alle über das Weiterbestehen der Talentshow aus dem Hause Conzoom und wünschen den Machern viel Geschick bei der Sichtung weiterer Künstler.