Wer hätte 2008 bei unserem ersten Review zu 'Electropop 1' gedacht, dass wir uns über ein Jahrzehnt später immer noch über diese Compilation-Reihe freuen würden? Wahrscheinlich niemand, denn wer glaubt schon, dass aus einer kleinen Hoffnung ein solcher Dauerbrenner wird? Unser damaliges Fazit lautete sinngemäß: „Da geht noch was!“ – und wie viel da gegangen ist! Für Nostalgiker oder einfach Neugierige: Unser erstes Review findet ihr hier zum Nachlesen: Medienkonverter - electropop.1. Mit electropop. Seit Ende April 2019 steht nun mit Folge 14 der neueste Teil in den Startlöchern, der wieder einmal die volle Ladung Synthpop, Remixes und Tanzbarkeit verspricht. Doch bleibt das Niveau so hoch wie die Erwartungshaltung?
Hauptteil
Der Auftakt '!distain – A Million Engines (Extended Mix)' ist wie ein warmes Bad in Synth-Melodien: episch, treibend und perfekt, um sofort die Stimmung zu heben. Ein Song, der sagt: „Hallo, hier bin ich, und ihr werdet mich nicht vergessen!“ Analogue-X mit 'Another Time (Insight Remix)' klingen wie ein Soundtrack für die Träumer unter den Clubgängern. Ein sphärischer Track, der euch sanft auf die Tanzfläche schiebt – oder auf die Couch, je nach Energielevel.
Caroline McLavy liefert mit 'Miss Perfect (Lord And Master Remix)' einen Song ab, der genauso bissig ist wie der Titel. Eine ironische Ohrwurm-Granate, die zeigt, dass Perfektionismus eben doch manchmal Spaß macht – zumindest in der Musik. Defiant Machines reißen mit 'Remember (Extended Version)' das Ruder herum und bringen ordentlich Bewegung in die Bude. Wer dabei nicht tanzt, hat entweder zwei linke Füße oder keinen Takt im Blut. 'Elektrostaub Feat. !distain – Birthday And Death (Distain Remix)' bringt eine dunklere Note ins Spiel. Hier treffen dramatische Klänge auf eine melancholische Tiefe, die euch fast vergessen lässt, dass ihr gerade eine Compilation hört und nicht den Soundtrack eines dystopischen Films.
Mit 'Blasphemy (Fiben Mix)' von Huguenot wird es experimentell. Klingt ein bisschen so, als hätten Depeche Mode und ein Indie-Game-Designer gemeinsam am Synthie geschraubt – ungewohnt, aber faszinierend. Isaac Junkie holt den Electroclash mit 'Don't Let Me Down (Electroclash Junkie Extended Mix)' zurück aus der Mottenkiste – und ja, es glitzert immer noch! Die Beats schreien förmlich nach strobo-getränkten Nächten. Neocoma liefern mit 'Mirror In Your Eyes (Extended Remix)' eine Ballade, die sich langsam aufbaut und dann so schön melancholisch explodiert, dass es fast weh tut. Perfekt für alle, die gerne mit Emotionen tanzen.
Reflection treffen mit 'I'm Gonna Die (12" Extended Mix)' einen düsteren Ton, der irgendwo zwischen Club-Hit und tiefschwarzer Romantik balanciert. Das ist nichts für schwache Nerven, aber umso packender. Remote Control steuern mit 'Won't Sleep Tonight (Dr.Octavo Extended Mix)' einen Party-tauglichen Hit bei, der mit seinem Drive garantiert jeden Schlafmuffel aufweckt. Royal Visionaries bringen mit 'Peace Rain Down (Fill The World With Love) (Dave Oren Remix)' den Titel mit der längsten Klammer – und leider auch den schwächsten Moment. Trotz aller guten Absichten plätschert der Song ein wenig dahin. Mit 'Underwater (Extended Remix)' von Syrian geht es wieder bergauf. Ein hymnischer Track, der so episch ist, dass man fast die Luft anhält – immerhin soll es ja "unter Wasser" gehen.
Zum Finale kommt 'The Grey Disorder – The Nameless (Master & Servant Mix)' daher und zeigt, wie man einen düsteren, hypnotischen Abschluss hinlegt. Ein Track, der sich ins Gedächtnis brennt und ein würdiges Ende markiert.
Fazit: Electropop.14 ist wie ein guter Cocktail: abwechslungsreich, mit starken Highlights und ein paar unerwarteten Geschmackskomponenten. Die Mischung aus epischen Hymnen wie bei '!distain', treibenden Beats wie bei Defiant Machines und dunklen Experimenten wie bei Huguenot sorgt dafür, dass jeder Synthpop-Fan auf seine Kosten kommt. Trotz eines kleinen Durchhängers bleibt die Compilation ein Volltreffer. Also: Füße hoch, Lautstärke rauf, und rein ins elektronische Vergnügen – die Party kann kommen!