Die Anzahl der Musik-Veröffentlichungen ist aller Download-Thematik zum Trotz immer noch unüberschaubar. Alleine im Genre Electro/Industrial ist es fast nicht mehr möglich den Überblick zu behalten. Und trotzdem kann das Verschwinden eines kleinen Labels eine Lücke reißen. Erstaunlich. Zum Glück war es bei Dependent dann am Ende doch nur eine Pause. Jetzt ist die Truppe um Stefan Herwig wieder da und die Labelcompilation „Dependence 2010“ hilft, sich einen aktuellen Überblick zu verschaffen. Dabei wird klar, dass die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Kollegen von Metropolis weiter ausgebaut wird. Los geht es mit einem der besten Pferde im Stall. Edge Of Dawn bieten Electro-Pop wie er klingen muss. Klarer Sound, toller Refrain des Seabound-Sängers Spinrath (unterstützt von Iris-Sänger Reagan Jones) und kein verzweifeltes Schielen auf die Tanzfläche. Es folgt direkt eine viel versprechende Metropolis-Band. Ich schätze System Syn sehr, allerdings gefallen mir die ruhigen Sachen deutlich besser (unbedingt „Drain“ anhören!). Bei den schnelleren Sachen stoßen mir die an den Future-Pop erinnernden Sounds doch immer wieder übel auf. So auch hier, wobei „The Inconvenient“ durch eingängige Melodien und mir sympathischem Gesang interessant bleibt. Im Anschluss beginnt die große Abwechslung. Neben alten Bekannten wie Velvet Acid Christ, Informatik oder Mesh, bietet „Dependence“ auch Bands die aus dem Rahmen fallen. Als da wären „Claire Voyant“ mit weiblichem Gesang und Wave-Sound oder die tollen, atmosphärischen Encephalon (Tip!). Man ist geneigt jede Band zu erwähnen, was für die Qualität spricht, aber den Rahmen sprengen würde. Verschweigen wir also die eher durchschnittlichen Tracks und weisen dafür zum Beispiel auf den Non-Album-Track von Kilowatts & Vanek hin. Deren erstes Album bei Dependent gibt es zum Sonderpreis und mit vielen, berechtigten Lorbeeren der schreibenden Zunft. Oder die Rückkehr von Bands wie Dismantled, Interlace oder Fractured. Oder dass mind.in.a.box einen schicken Track auf Deutsch aus dem Jahr 2003 präsentieren. Dass mit Clicks eine ganz frische Combo dabei ist, hinter der kr-lik steckt, der auch Kopf von Controlled Collapse ist. Jetzt habe ich doch so gut wie jede Band erwähnt. Erstaunlich. Diese CD hat kleine Schwächen und die Recht große Bandbreite wird dazu führen, dass dem Hörer nicht alles gefallen wird. Aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist lobenswert und ich kann dem geneigten Electro-Fan diese Zusammenstellung nur ans Herz legen. Hier gibt es auf einer Label-Compilation mehr Abwechslung als in vielen dunklen Clubs im Laufe eines Abends. Auch Erstaunlich.