Aus Lettland kommen sie daher: fünf wilde Kerle und eine wilde Maid. Bis an die Zähne bewaffnet mit Schwertern und Äxten und modisch gerüstet haben sie sich im mittelalterlichen Onlinehandel und mit Album Nummer vier besingen sie das Leben der Nordmänner und -frauen, die Götterwelt, Donner und so. Ist klar. Dass sie dies im Stil des Viking oder Pagan Metal machen ist nun wenig überraschend, aber das passt auch zu meinem Gesamteindruck: Wenig überraschend.

Was Live immer wieder für Freude bei Met-seeligen Matteschüttlern auf Festivals sorgt (oder müssen wir aktuell nicht eher sagen: sorgte?), für erhobene Fäuste und derben Spaß im Moshpit, das ist auf Scheibe leider nicht immer so überzeugend. Und so will ich weniger die Band verurteilen als mehr die Sinnhaftigkeit dieser Scheibe in Frage stellen, denn diese ist allein daheim gehört ausgesprochen zäh. Wir haben alles, was man braucht, um heuer den Göttern zu huldigen: Fast jeder Song beginnt mit einem hart angeschlagenen E-Gitarren Akkord, der langsam ausklingt. Es setzt das Akkordeon ein und zaubert irgendeine wenig beeindruckende Melodie. Es folgt: schrabbeliges, wuchtiges Riffing, monotones Drumming, irgendwo Arbeit am Bass und dazu Grunzgesang, euphorische Rufe einiger Musiker gleichzeitig und ab und an weibliche Vocals. Immerhin keine Elfengesang versus Grunz Battles, sondern angenehm umaufgesetzt und dabei für dein einzigen Moment sorgend, der mir ein wenig gefiel: Der Beginn von "Svietņeica" erinnert mich an frühe Falkenbach und Alyona Kalnishs eher resigniert und wenig kämpferisch klingende Gesang gefällt - dann setzen leider wieder harte Männerrufe ein und der Moment verfliegt (aber trotzdem mein Anspieltipp und als Video verlinkt). Die Lieder sind so anspruchsvoll und abwechslungsreich wie ein Langboot, einzig Intro und Outro bringen Veränderung in den Reigen, so wie Bug und Heck. Wobei: so wie wir wissen, wie ein Langboot vorne und hinten auszusehen hat, so kann der geneigte Kenner des Genres erahnen, dass das Intro epischer Keyboardschwurbel ist, der die Brust anschwellen lässt und das Outro eine sanfte, versöhnliche Akustikgitarrennummer. Nicht ein Lied ließ mich aufhorchen, immer konnte ich nur attestieren „Joar, ist Viking/Pagan Metal“.

Da Varang Nord es nicht schaffen, besondere Melodien zu zaubern, ihr Gesang in einem ostlettischen Dialekt das Mitsingen für die meisten verhindert, sie es an keiner Stelle schaffen, Mystik, Humor oder Erhabenheit wirklich glaubhaft in die Lieder einzubauen ist das Album ein „Dabeisein ist alles“. Selbst Genrefans, die nicht wissen, wohin sie mit ihrem Geld sollen, rate ich einen Lauschangriff vor dem Blindkauf. Ich war schon nach einem Durchlauf, naja, eigentlich bereits zur Albumhälfte bedient, die weiteren Durchläufe erfolgten nur, weil ich diese Zeilen hier schreiben wollte. Wie gesagt, ich kann mir gut vorstellen, dass man Live, im Vorprogramm von Ensiferum, Arkona oder vielleicht auch Finntroll gut sehen kann und toll eingestimmt wird auf den Abend. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Songs mit druckvoller Bühnenpräsenz ganz anders wirken. Aber hier, auf einer Scheibe ist der metallische Angriff aus dem hohen Norden wenig überraschend.

 

Varang Nord

Pārķiuņa Uomurs

 

23.02.2021

Sliptrick Records

 

http://varangnord.com/

 

01. Pi tuoļim krostym
02. Stuojīs!
03. Cīņis gors
04. Pārķiuņa uomurs
05. Dzeļža ryuda
06. Svietņeica
07. Uperiešona
08. Syt pa seyi
09. Troļļs
10. Karaveiri
11. Ceļš da sātai