Wer braucht das alles, muss sich der geneigte Metal-Fan irgendwann fragen. Wir haben zig Combos, die altes Zeug covern was das Zeug hält. Es gibt Bands, die stülpen pseudolustige Texte drüber (JBO), andere covern Zeugs aus den 80er und legen einfach nur ein paar Gitarren und schlechten Gesang drüber (Atrocity), andere schippern im gleichen Jahrzehnt und schaffen es sogar, den Songs einen eigenen und interessanten Stempel aufzudrücken (Northern Kings). Und wieder andere zeigen, dass man mit einigen Celli sogar die tollen Tage unserer beliebten Bay Area Thrasher wiederbeleben kann (Apocalyptica). Nun das? A Capella Metal!!! Was zur Hölle...? Wer braucht Musik ohne Musik – wer braucht Manowar's „Kings Of Metal“ ohne Eric Adams und ohne die wuchtigen Gitarren- und Bassriffs? Wer braucht Nightwish „Wishmaster“ ohne Tarja? Wer braucht „Fear Of The Dark“ A Cappella? Gut, ganz ohne Instrument kommen auch Van Canto nicht aus, denn mit Bastian Emig haben sie einen Drummer an Bord, der ordentlich die Felle drischt um wenigstens ein wenig Bewegung in die Sache zu bringen. Also wer braucht das alles? Ich eigentlich nicht und trotzdem lohnt sich ein Blick in die neue Scheibe von Van Canto. Da wäre zunächst die doch sehr gelungene Single „Speed Of Light“, die sich sofort im Hirn fest setzt und auch mit Instrumenten einen echten Kracher abgeben würde.. Doch dann fängt das Elend an: Manowar’s „Kings Of Metal“. Leute, nur Eric Adams kann und sollte so was singen. Wann kapiert das einer? Ist das nicht schon schlimm genug, muss es doch für einen halbwegs gestandenen Gitarristen eine Farce sein, sein Lieblingsinstrument mit dem Mund zu imitieren – „Dododo“ und „Momomo“. Was soll das? Das frag ich mich auch bei „Wishmaster“. Sängerin Inga Scharf macht einen auf Tarja, während der Rest der Truppe sich wieder zum Mikro macht. Als nächstes muss „The Bard’s Song“ dran glauben. Wenigstens beweißt man Geschmack und sucht sich nur Leckerbissen aus. Das ganze gefällt zu meinem Erstaunen Blind Guardian Frontmann Hansi Kürsch, denn anders ist seine gesangliche Unterstützung in „Take To The Sky“ nicht zu erklären. Die einzig gelungene Coverversion ist in meinen Ohren „Fear Of The Dark“ – die mich doch zu unterhalten weiß und eine feines Zusammenspiel von Sänger Philip und Sängerin Inga präsentiert. Das Hauptproblem ist eigentlich gar nicht, das um jeden Preis auffallen wollen, sondern die Tatsache, dass man es mit fremdem Material schaffen will. War der Anteil an Coverversionen beim Debütlabum noch sehr gering, so setzt man bei „Hero“ fast zur Hälfte auf das eigenwillige Nachspielen ultrabekannter Metal-Klassiker. Und warum? Weil außer „Speed Of Light“ und dem schicken „Quest For Roar“ kompositionstechnisch auch nicht wirklich geglänzt wird. Typische Power Metal Songs, die ohne die druckvollen Gitarren doch oft etwas blutleer und saftlos daher kommen („Hero“, „Pathfinder“). Aber so was heißt heut „Hero Metal“! Früher hatte man Instrumente – heute entweder keine Fähigkeiten damit umzugehen oder eben Ideen, die noch keiner hatte. Oftmals ist man froh, dass man solange vor so etwas verschont geblieben ist. Packt euer Talent für eigene Kompositionen in einen Proberaum, steckt einige Gitarren und einen Bass dazu und zieht die Sache auf normalen Weg durch. Klar, das gibt weniger Aufmerksam und ihr seit nur eine Band von vielen, aber wahres Talent sollte sich am Ende doch durchsetzen.