Eine Rezension über den zweiten Teil der Grabsteinland-Trilogie zu schreiben ist wahrlich nicht leicht. Zum einen ist über besagte Trilogie bereits eine Menge in den diversen Szene-Magazinen geschrieben worden (ich laufe also Gefahr, ungewollt zu plagiieren), zum anderen ist dies meine erste Begegnung mit den Untoten. Nun, ich muß gestehen, daß auch mich das Grabsteinland immer mehr in seinen Bann zieht... Um sich in ebenjener Welt, zu der die Reise im ersten Teil beginnt, zurechtzufinden, empfehle ich, zuerst das Booklet aufzuschlagen, in dem sich eine Landkarte des Grabsteinlands zusammen mit der Geschichte der großen Schlacht der Wölfe befindet. Passend dazu erklinge das Intro des ersten Songs „Unvergessen“, das mit Orchesterklängen und Wolfsgeheul die Szenerie düster untermalt. Danach treibt uns „Raben“ mit schnellen Percussions und knackigen Gitarren vorwärts zum „Lichtbringer“, bevor uns „Dein Platz“ mit weichen Akustikgitarren und sanften Streichern wiederum innehalten läßt. Das ganze Album beschreibt die verschiedenen Stationen und Stimmungen mit ganz unterschiedlichen Melodien, entweder bombastisch orchestral, wie „Die Rückkehr der Wölfe“, sanft schmeichelnd, wie „Als ich unter Wölfen schlief“ oder kriegerisch mit harten Gitarren und lauten Percussions bei „Sturmvolk“. Erzählt wird die Geschichte von der einzigartigen Stimme Greta Csatlos', die mal flüsternd geheimnisvoll, mal mit warmem volltönendem Gesang den Hörer begleitet. Vergleiche mit großen Diven der 30er, wie Zarah Leander oder Marlene Dietrich sind bereits gezogen worden, drängen sich aber geradezu auf. Diese Stimme kann klagen, drohen, schmeicheln und Schauer über den Rücken jagen. Greta versteht es, genau die Atmosphäre, die in den Texten beschrieben wird, zu vermitteln. Diese erzählen in symbolträchtiger Bildersprache den Fortgang der Reise und die Wandlung, die vollzogen wird. Der Hörer wird immer tiefer in ein Land geführt, in dem Kälte und Krieg, Trauer und Verzweiflung, Tod aber auch Wiedergeburt herrschen. „Herrschaft der Vampire“ ist ein ganzheitliches Konzeptalbum. Unterstrichen wird dies durch das von Greta Csatlos selbst gestaltete Booklet, durch das das Grabsteinland auch visuell lebendig wird. Wenn auch die Texte stellenweise gefährlich nah am Kitsch vorbeischrammen, so lassen sie doch gemeinsam mit der Musik äußerst stimmungsvolle Bilder im Kopf des Hörers entstehen. Man darf gespannt sein, wo die Reise im dritten Teil der Grabsteinland-Trilogie endet...