Wenn man als Musikkonsument und Beobachter aktueller Trends zur messerscharfen Analyse gelangt, dass Synthiepop derzeit nicht gerade zu den angesagtesten Musikstilen unter der Sonne gehört, dürfte dies beim Empfänger dieser bahnbrechenden Mitteilung nur ein mitleidiges Schulterzucken hervorrufen. Na und, was solls? Doch Gleichgültigkeit ist absolut fehl am Platze, denn der repetitive Abgesang auf „meine“ Lieblingsmukke tut mittlerweile schon echt weh. Umso mehr erfreut es mich, sobald eine talentierte Nachwuchsband das Genre der synthetisch erzeugten Melodien um eine weitere Veröffentlichung bereichert. Unique Strain aus Zwickau schicken sich nun kurz vor Weihnachten an, eine winterliche Reise nach „EleCtRoPolis“, zu unternehmen. Die virtuelle Heimat elektronischer Musik stand dabei sowohl als Namensgeber des Albums Pate, taugt aber auch als Versprechen auf gut 60 Minuten Hörvergnügen. Um es vorweg zu nehmen: Während ich den letztjährigen Erstling „Representation of life“ an dieser Stelle vergleichsweise kritisch beurteilte und vor allem die mangelnde Abwechslung im Drumprogramming sowie bei der Melodieführung bemängelte, wurde dieser Missstand mit dem neuesten Output weitestgehend behoben. Eingebettet in zwei ruhigere, den Gesang in den Vordergrund stellende Tracks („EleCtRoPoliS“ und „Steel Reminder“) geht es ziemlich flott und dabei keineswegs eintönig zur Sache. Die Instrumentierung ist facettenreich genug, um stets kurz vor dem Abdriften in Schlagergefilde – einem Vorwurf, mit dem sich Melotron Zeit ihres Bandbestehens auseinander setzen mussten (dürfte für Unique Strain folglich auch kein Erfolgshindernis sein) – rechtzeitig die nötigen Ecken und Kanten zu setzen. Dies fällt insbesondere bei der aktuellen „Youtube“ Single „Es ist vorbei“ auf, wo der sehr gradlinige Gesang von MiaVie von fiepsigen Synthies harmonisch aber nicht zu schwülstig begleitet wird. Das Konzept, tanzbare Popsongs mit eigenem Standpunkt und Wiedererkennungswert zu kreieren, geht mal weniger gut („Analyzer“), mal besser („Traumwelt“) und mal geradezu grandios („The Fall“) auf. Letzteres Lied wäre dann mal der ganz spontane Anspieltipp – neben den bereits erwähnten Kooperationen mit Second Version, F.O.D. und Illusion of Light, die als Remixer bzw. Gastsänger für einen gefühlten Mehrwert sorgen und ein Gesamtpaket komplettieren, welches Zeugnis von hörbaren Fortschritten Unique Strains ablegt. Sollte die positive Entwicklung im gleichen Tempo weitergehen, steht uns spätestens mit Album Nummer 3 ein echter Kracher ins Haus. Doch auch „EleCtRoPolis“ sei jenen Synthpop-Fans, Unterstütztern der kleinen aber feinen Szene und Musikfreunden, die den Enthusiasmus der Herren Grocholla und Bachmann goutieren möchten, wärmstens empfohlen. Die ohne Plattenvertrag produzierte und mit großer Hingabe über soziale Netzwerke promotete CD kann bei Poponaut.de erworben werden.