Hinter "Undermathic" steckt Maciej Paszkiewicz, der sich mit diesem Projekt, nachdem er unter dem Namen "Head" schon 2 Releases selbst veröffentlicht hat, konzeptionell neu ausrichtet und auf dem Tympanik Audio-Label mit "Return To Childhood" sein Debut vorstellt. Das Werk fügt sich hervorragend in das bisherige, profilstarke Tympanik-Portfolio ein und verwöhnt den Hörer mit stimmungsvollen IDM-Kompositionen in Moll. Beim Öffnen des, von Ant-Zen's Stefan Alt gestalteten, Covers richtet sich die Aufmerksamkeit zunächst auf ein paar poetische Zeilen, die über eine, der Tracklist entsprechenden, Nummerierung mit einzelnen Liedern korreliert werden und auf das übergeordnete Thema des Albums verweisen. Ich erspare euch jedoch einen dilettantischen Interpretationsversuch meinerseits ;-) "Return To Childhood" baut vom ersten Track an eine melancholische Atmosphäre auf, die sich aus Downtempo-Rhythmen, eher düsteren Synth-Flächen, z.T. in Form von Streichern, und gelegentlichem Klavier-Spiel konstituiert. Die an klassischen Instrumenten orientierten Klänge gehören auch zu den wenigen halbwegs klaren, ansonsten arbeitet Paszkiewicz viel mit Distortion, Rauschen und ähnlichem, jedoch ohne penetrant zu wirken. Dies äussert sich z.B. in dem sehr ruhigen Ambient-Stück "Everything Too Late" als permanentes Plattenspieler-Knistern, welches einen aufwärmenden Effekt ausübt. Es gibt viel zu entdecken im Klanguniversum von Undermathic, viele Details eröffnen sich erst bei mehrmaligem Hören und die dichten, vielschichtigen Kompositionen brauchen etwas Zeit, um sich zu entfalten. In diesem Zusammenhang sei z.B. auf "Understanding", "TTAGGG" (entspricht übrigens der Nukleotid-Sequenz in den als Telomere bezeichneten Enden der Chromosomen, welche einen wichtigen Faktor bei der Zellteilung bzw. im "Alterungsprozess" von Zellen darstellen) und "Submissive Woman" verwiesen, die nahtlos ineinander übergehen und die begonnene Entwicklung bestimmter Elemente (melodischer oder rhythmischer Natur) jeweils weiterführen. Es tauchen auch immer wieder scheinbar vertraute Geräusche auf, wie z.B. das Stimmengewirr öffentlicher Plätze, allerdings fragmentiert und verfremdet bis zu einem Punkt, an dem man sich fragen muss, ob die Geräusche nicht doch völlig anderen Ursprungs sind. Dieses Album initiiert und erfordert auch einen vorrangig kontemplativen Rezeptionsmodus. Fragile Melodien auf dem Fundament abwechslungsreicher, stark rhythmisch ausgeprägter Sample-Collagen laden ein in eine auditive Erlebniswelt. Zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig erscheinende Arrangements entwickeln sich zu harmonischen, einlullenden Soundscapes, alles fügt sich sehr stimmig zusammen und es wird nie langweilig, so wechseln sich bspw. ruhige Momente und Stücke immer wieder mit beat-lastigeren Spielereien ab. Tympanik setzt also seine Exzellenz-Initiative fort und hat mit Undermathic ein weiteres, vielversprechendes Projekt vorgelegt.