Nachdem uns im letzten Jahr Chris Corner als ‚I am X’ mit einer durchweg ansprechenden Platte beglückt hat, präsentieren nun die anderen beiden Mitglieder der Sneaker Pimps, Liam Howe und Joe Wilson, einen Longplayer um die Pause zum nächsten Album zu überbrücken. Dabei haben sie sich Unterstützung durch das Münchner Zwillingspaar Conny und Claudia Holzer geholt. Zugegeben, der Release ist nicht mehr taufrisch, denn Client A (ja, genau von DEN Client), hat Ice Skating bereits letztes Jahr in England auf ihrem Label ‚Loser Friendly?? unter die Leute gebracht, aber freuen wir uns, dass es die Platte mit Hilfe von Major Records überhaupt nach Deutschland geschafft hat. Wer bei Ultrafox ähnlich abgedrehte Elektronik mit schlüpfrigen Texten erwartet wie bei ‚I am X’, wird überrascht sein. Denn ‚Ice Skating’ verbindet mehr den abwechselnd kühlen und warmen Gesang der Zwillinge mit recht tanzbaren, fast schon poppigen Sounds und Lyrics, die mal abstrakt, mal aus dem alltäglichen Leben gegriffen erscheinen. Der Gesang erinnert von Art und Akzent zeitweise an die letzte Platte von ‚Neues Kombinat’ oder sollte man sagen, dass das ‚Neue Kombinat’ an ‚Ultrafox erinnert? Egal... Wenn es so was gibt, dann kann man ‚Ice-Skating’ in die Kategorie ‚Electro-Clash-Chill-Out-Groove’ einordnen; Ultrafox selbst bezeichnen Ihre Musik nicht weniger kryptisch als ‚Punk-electro-reggae-country-mess’. Welch Zufall: wie auf ‚Kiss and Swallow’ von ‚I am X’ gibt es auch auf diesem Album einen Titel, der ‚Sailor’ heißt und – als ob dies noch nicht genug wäre – er zählt auch auf ‚Ice Skating’ zu den besten Tracks. Durch Dub-Klänge zunächst irritierend entwickelt sich ‚Sailor’ zu einer monotonen und hypnotisierenden Hymne, die einen nicht mehr loslässt, in den Strudel der Musik zieht und bestimmt auch wunderbar im Club funktioniert. Ähnlich süchtig machend, nur etwas langsamer präsentiert sich ‚Music Is people Are’, das ebenso Electro-lastige Eindrücke hinterlässt wie ‚Horses’, ein Song der wiederum mit einem naiv-pseudo-philosophischen Text einen markanten Punkt des Albums setzt. Neben den elektronisch ausgerichteten Beiträgen findet sich eine handvoll Songs, die sich durch Disco-Elemente und funky Guitars mehr in eine Richtung bewegen, die man von den Scissor Sisters kennt oder auch auf dem neuen Fischerspooner Album ‚Odyssey’ findet. Deutliche Beispiele hierfür sind der Refrain von ‚Candy and Charm’ oder der Track ‚Lifted’. Die oben zitierten Country-Einflüße lassen sich in ‚Taxi’ finden, wo sich Slide-Guitars und zuckersüßer Gesang in einer schmachtenden Pop-Perle der anderen Art vereinen. Schließlich ist noch der Titel-Track ‚Ice-Skating’ zu erwähnen, der lasziv-schleppend mit tiefen Bässen bestimmt in jeder zwielichtigen Bar in Soho in den Séparées zur Untermalung beim Tête-a-tête ehrlich honoriert würde und auch sonst überzeugt. Eher untypisch für das Gesamtwerk ist der letzte Track ‚Little Ships’. Eine Ballade, fast akustisch, gitarrenbegleitet von Herrn Corner selbst, vermittelt gerade durch seine französischen Textanteile einen Hauch von Chanson, der aufgrund seiner geschickt eingesetzten Traurigkeit direkt ohne Umwege ans Herz geht. Davon hätt’s noch mehr haben können! Bis auf zwei oder drei Tracks, die mich persönlich nicht so recht überzeugen können eine schöne Spielart der aktuellem Musikstile aus den Bereichen Electro/Clubland/Synthpop, die in dieser Zusammensetzung noch nicht wirklich da gewesen ist. Dabei schaffen es die ‚Holzer-Twins’ mit Ihren Stimmen verschiedenste Stimmungen aufzubauen, wobei mir die ruhigeren, mehr gesungen als gesprochenen Songs noch mehr überzeugen können.