Es ist noch kein Jahr her, da stand die Welt kurz vor dem Untergang. Am 23.12.2012 endete der Maya-Kalender und mit dessen Abschluss wurde auch das Ende der Welt vorhergesagt. Die Welt ist nicht untergegangen und Nicolas Van Meirhaeghe (Empusae) und Gwenn Trémorin (Flint Glass) nehmen das zum Anlass, ein neues Zeitalter zu propagieren und zu feiern. Denn laut den Maya ist nun das Zeitalter der sechsten Sonne angebrochen, in dem Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen, um eine bessere Zukunft zu erschaffen. Die einzelnen Tracks des neuen Albums tragen die Namen mesoamerikanischer Gottheiten, die den Neuanfang durch das Zeitalter der sechsten Sonne symbolisieren sollen. Doch viel wichtiger als die "Verpackung" ist der wie immer gesangslose Inhalt. Tzolk'in haben ein wenig das Tempo heruntergefahren, um die Tracks atmosphärische gestalten zu können. Das Hauptaugenmerk liegt auf einem harmonischen Ganzen. Viele Geräusche, gelegentlich eingeflochtene Chöre und natürlich die obligatorischen Trommeln und Schlagwerke formen ein rituelles, aber auch naturbezogenes Bild. Doch trotz ihres Harmoniebedürfnisses ist Tzolk'in der Hang zur Dramatik nicht abhanden gekommen, was beispielsweise der Song "Citlalicue" beweist, der mit Streichern, Industrial-Anleihen und düsterer Atmosphäre aufwartet. Wieder ganz im Gegensatz dazu das direkt nachfolgende "Tlaltecuhtli". Fast nur Trommeln, Glöckchen und Naturgeräusche, aber kaum Melodie. Tzolk'in spielen mit den Gegensätzen von Maschinerie und Natur, wobei letztere mehr als deutlich die Oberhand behält. Obwohl "The Sixth Sun" bereits das vierte Tzolk'in-Album mit einem ähnlich Thema ist, unterstreicht es den Ausnahmecharakter dieses belgisch-französischen Projekts erneut.