Mit dem zweiten Full-Length-Album "Generator" liefern die Berliner Twin Machine nun den zweiten Longplayer ab. Twin Machine besteht, wie man fast vermuten kann, aus zwei Musikern - Marco Dames und Cliff Richter. Marco singt und schreibt die Songs, während Cliff die Titel arrangiert und programmiert. 2001 gaben sie ihr Debüt mit dem Album "Neo" und haben bis dahin viele Beiträge auf verschiedenen Samplern geleistet. Musikalisch bewegen sich Twin Machine eindeutig im Elektro-Bereich, der mit Anleihen aus den 80ern und seinen berühmten Vorreitern lebt. Das kann nun als Kritikpunkt für fehlende eigene Ideen oder aber als Hommage in Collagenform an die musikalischen Vorbilder interpretiert werden. (Ich selbst tendiere eher zum Zweiten.) Inhaltlich geht es meist um die zunehmende Technisierung unseres Planeten und der Angst, dieser irgendwann einmal unkontrolliert ausgeliefert zu sein. Jeder Song hat ein anderes Arrangement und ist damit dem Vorgänger nie richtig ähnlich. Lediglich der Gesang wirkt teilweise etwas übertrieben und arg böse (meist ohne Verzerrer), so dass dadurch einige Titel etwas an Fahrt verlieren bzw. die restliche Struktur damit sogar leicht zerstört wird. Gleich zu Beginn bei "Deep" kommt der Gedanke, Johnny O hätte mit seinem "Fantasy Girl" vorbeigeschaut, was aber den benutzten Sounds bzw. dem Rhythmus geschuldet ist. Jedoch ist der Klang jedes einzelnen Songs um einiges ausgereifter und klarer als bei den "Originalen". "God Money" oder auch "Body Language" erinnern sehr stark an Front 242s "Headhunter". Nur geklaut oder Hommage? Ansichtssache. Hier ist auch die Stimme ein zweischneidiges Schwert. Bei den Strophen ("Body Language") angenehm ruhig, beim Refrain allerdings zu übertrieben, da sie nicht zum gelassenen Rhythmus zu passen scheint. Möglicherweise wäre für das Lied eine etwas besondere und friedlichere Wortbetonung statt der "Brutalität" von Vorteil gewesen, die vielleicht live förderlich sein könnte, der Studio-Version jedoch nicht so gut tut. Und so ziehen sich die Ansichtssachen zur Songgestaltung und die teilweise verschärften Gesangseinlagen durch die weiteren Titel. Wie jedoch schon erwähnt, hat jedes Lied seine eigene Atmosphäre mit interessanten, elektronischen, teils sehr schön ausgetüftelten Klangstrukturen, die auch sehr gut unter den Kopfhörern zum Vorschein kommen. Nicht alle Titel sind richtig tanzbar wie z.B. "Freeze" oder "Desert", was allerdings das Hörvergnügen nicht im Geringsten schmälert sondern dadurch gut als Nebenbei-Musik zu Hause oder im Café laufen kann. Synthpop-ähnliche Titel gibt es auch, z.B. "Emergency". Eine angenehme Stimme und fast zu kurze Laufzeit mit 2:35min. Im Mid-Tempo und relativ relaxt klingt das Album mit "Until" aus. Zwar ist auch hier die Stimme eventuell ein Knackpunkt, was den Titel aber nicht so beeinträchtigt, da sie nicht allzu oft zu hören ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Album interessante Punkte der elektronischen Soundzusammenstellung zeigt. Ob dazu nun eher Sampler zum Musik einsammeln oder eigene Synthis zur Klangerstellung genutzt worden, lässt sich schwer sagen, das Endprodukt ist entscheidend. Und das kann sich durchaus hören lassen. Nur die Stimme ist meiner Meinung nach öfter das Zünglein an der Waage. Deshalb gibt’s, auch wegen der o.g. Ansichtssachen, 4 1/2 Punkte als Anreiz für weitere VÖs.