Ich stelle als nächstes zwei Alben vor, die es in kurzer Zeit geschafft haben, mein Herz zu erobern und mich lange und konsequent zu beschäftigen wissen. Nur durch Zufall und zugegebenermaßen auch nicht zum Erscheinen fanden beide Werke ihren Weg in meinen heimischen Player und haben mich so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich seit gut 3 Monaten ausschließlich diese Alben oder eben aktuelle Promos höre, während Lieblingsbands und der Rest der Familie im Regal staubt. Klingt sehr euphorisch – ich hoffe doch, dass ich beim einen oder anderen Interesse wecken kann. Ach ja, Marschrichtung ist irgendwie Synthpop oder New Wave. Das vorliegende Werk ist tatsächlich der erste Blindkauf seit Jahren und eines der schönsten musikalischen Erlebnisse seit laaaaaanger Zeit. Mehr Superlative ? Gerne: das Cover der Cd ist das wohl hässlichste Artwork, das mir bisher je untergekommen ist. Bei erster Sichtung bereute ich meinen Kauf mit Entsetzen. Hatte ich mich doch beim Shoppen des Austra Debuts von Kundenempfehlungen verleiten lassen und dieses Werk dazugenommen damit sich das Porto lohnt, erahnte ich beim Anblick schlimmsten Hausmacherwave mit endlosem Kitsch. Also musste das Album erstmal warten bis ich mal mit Zeit und ruhigem Magen an die Sache gehen wollte. Ich Depp ! Robert Alfons stammt aus Torronto und sein Projekt Trust entstand zusammen mit Austra Drummerin Maya Postepski. Hinter der eigentlümlichen Fassade des unschönen Schnappschusses einer exentrischen Person in Pannesamt, die augenscheinlich keinerlei Ähnlichkeiten mit Robert Alfons aufweist, wie Bandfotos verdeutlichen, steckt kein amateurhaftes Gelumpe: 80er Synthpop oder Darkwave mit Ausflügen in Elektrogefilde. Das hatte man schon oft und die Frage ist sofort, warum man sich ein weiteres Album aus diesem Bereich holen sollte.... Die Antwort ist ganz einfach: Alfons erweist sich als derart begnadeter Komponist, dass ich die 50 Minuten Albumlänge wieder und wieder hörte ohne einen Anflug von Langeweile zu erleben. Ein komplettes Album pessimistischer SynthieSounds und denoch habe ich auf voller Spielzeit Freude am Lauschen und werde süchtig. Auch gesanglich macht der Mann eine gute Figur, sein zerbrechlicher und gequälter Gesang passt zu den kaum verständlichen und kryptischen Texten, die nach eigener Aussage vor allem von seinem Verhältnis zu seiner Sexualität handeln. Ab und an übernimmt Maya Postepski das Mikro, bereichert das Geschehen unaufdringlich und sorgt so für schön Effekte wie im großartigen Refrain von “The last dregs”. Auf jeden Fall sollte man das plattwalzende “Bulbform” hören - ein hammer Wavetrack eingesperrt in einem monotonen Rythmusmonster. Oder noch besser der Opener “Shoom”, der nicht ganz einfach zugänglich ist, aber tolle melodische und gesangliche Entwicklungen erfährt. Die kleine Ballade “FTF” muss man aber auch gehört haben, das abschließende und fast schon versöhnlich beschwingte “Sulk” aber auch. Oder meinen persönlichen Favorit “Dressed in space” (da will ich einfach nur tanzen). Ach, vergesst das reinhören: greift einfach zu. TRST ist der Oberknaller und ich bin gespannt, ob man mit einem zweiten Album dieses Niveau auch nur ansatzweise erreichen kann. Ich würde 7 Punkte geben wenn ich könnte und es ist bedauerlich für das geniale Austra Debut, Sopors neuesten Streich und Hencric's Zweitwerk – sie können in meinen Augen trotz großartiger Qualität nur auf der Wartebank harren, wenn TRST den Player besetzt hält.