In den Wirren der Pandemie haben im beschaulichen Aarhus in Dänemark Benjamin Lind Holm (Gesang und Syntheiszer), Ivik Rosing-Johsen (Gesang und Gitarre) sowie Josefine Hjulskov Valler (Fretless Bass) Torch ins Leben gerufen, um Coldwave zu spielen. So weit, so unspektakulär. Und doch zeigten bereits die ersten Veröffentlichungen, dass dieses Dreiergespann einiges zu bieten hat. Da sind zum einen die stimmlichen Darbietungen von Benjamin und Ivik, die sich hart aber nicht uncharmant am klassisch-melancholischen Gesang abarbeiten. Deswegen beschleicht einen stets das Gefühl, ihre Songs könnten auch aus den goldenen 80ern stammen.
Zusätzlich befeuert wird dieser Gedanke, weil sie auch auf musikalischer Ebene geradezu erzkonservativ sämtliche Merkmale eines rockig-elektronischen Düsterklangs in ihre Nummern einbauen. Deshalb sollte ihr Erstling "Leaving Me Behind" recht schnell ihre Abnehmer finden; vor allem jene, die gerne in Nostalgie baden und sich nach der "guten, alten Zeit" zurücksehnen, als "Gothic" noch eine Gegenbewegung zum Mainstream war und die Anhänger eine verschworene Gemeinschaft bildeten.
Diese werden mit einer großen Freude und einem tiefen Seufzer einem Stück wie "Our Final Days" lauschen und sich in den flirrenden Synthieklängen verlieren, während Gitarre, Bass und Drumcomputer dem Song eine erdige Note verleihen. Und sie werden bei "A Familiar Lie" an die schlecht beleuchteten Tanzflure denken, an den künstlichen Nebel und den seltsamen Gestalten, die sich wogend zu den Klängen bewegt haben. Ja, und dann ist da noch "Closure", die vielleicht beste, weil eingängigste Nummer auf "Leaving Me Behind", die mit einer markanten Synthielinie aufwartet, welche von einer stoischen Rhythmussektion flankiert wird. Ein EBM-Song, gefangen in einer Post-Punk-Nummer.
Es wird deutlich: Torch wenden sich mit ihrer Musik vor allem an jenes Klientel, das ihre Zeit in den Düsterclubs schon hinter sich hat, aber gerne noch die alten Scheiben aus dem Plattenschrank kramt, um in den eigenen vier Wänden die Jugend für einen kleinen Moment zurückzuholen. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn bei den Auftritten der drei Dänen das Durchschnittsalter im Publikum eine klare Tendenz nach oben aufweist.
Das Debütalbum besteht aus überwiegend bereits veröffentlichten Songs, die aber für die Platte noch mal aufpoliert wurden. Besonders ein Stück wie "Closure" erhält in der Bearbeitung mehr Kontur und Schärfe. Für das Mixing zeichnet neben der Band auch John Mirland verantwortlich, der unter anderem mit Claus Larsen von Leaetherstrip das Synth-Pop-Projekt Am Tierpark ins Leben gerufen hat. Torch umgeben sich offensichtlich mit Dänemarks wichtigsten Szene-Musikern, und Mirland hat anscheinend ein gutes Gespür dafür, wie die Band klingen soll und wie sie selber klingen will. Kurzum: Die Band weiß sehr genau, wo sie hinwill.
Kritiker werden sicherlich (und auch nicht ganz zu Unrecht) einwenden, dass "Leaving Me Behind" nachgerade sklavisch die alten Goth-Rock-Schemata durchdekliniert und wenig Innovationen einbaut. Allerdings gilt auch hier der Leitspruch: "Lieber gut kopiert, als schlecht selbst gemacht". Und das Gespür für packende, funktionierende Songs sowie einer authentisch fatalistischen Grundstimmung ist nicht jeder Band gegeben, die sich in diesem Sektor aufhält. Ergo haben Torch ein Plattenpremiere abgeliefert, die sich hören lassen kann und die das Trio zu einem höchst vielversprechenden Newcomer avancieren lässt. Made in D(enm)ark.
Torch - Leaving Me Behind

VNV Nation: Neues Album „Construct // Destruct“ und Tour

𝖭𝖺𝖼𝗁 𝖽𝖾𝗆 𝗉𝗁𝖺̈𝗇𝗈𝗆𝖾𝗇𝖺𝗅𝖾𝗇 𝖤𝗋𝖿𝗈𝗅𝗀 𝖽𝖾𝗌 𝟤𝟢𝟤𝟥𝖾𝗋 𝖠𝗅𝖻𝗎𝗆𝗌 "𝖤𝗅𝖾𝖼𝗍𝗋𝗂𝖼 𝖲𝗎𝗇" 𝖽𝖺𝗌 𝖥𝖺𝗇𝗌 𝖻𝖾𝗀𝖾𝗂𝗌𝗍𝖾𝗋𝗍 𝗎𝗇𝖽 𝖿𝗎̈𝗋 𝖺𝗎𝗌𝗏𝖾𝗋𝗄𝖺𝗎𝖿𝗍𝖾 𝖫𝗂𝗏𝖾-𝖲𝗁𝗈𝗐𝗌 𝗂𝗇 𝗀𝖺𝗇𝗓 𝖤𝗎𝗋𝗈𝗉𝖺 𝗀𝖾𝗌𝗈𝗋𝗀𝗍 𝗁𝖺𝗍, 𝖿𝗋𝖾𝗎𝗍 𝗌𝗂𝖼𝗁 𝖵𝖭𝖵 𝖭𝖺𝗍𝗂𝗈𝗇, 𝖽𝗂𝖾 𝗇𝖺̈𝖼𝗁𝗌𝗍𝖾 𝖫𝗂𝗏𝖾-𝖳𝗈𝗎𝗋 𝗓𝗎𝗆 𝖣𝗈𝗉𝗉𝖾𝗅𝖺𝗅𝖻𝗎𝗆 "𝖢𝗈𝗇𝗌𝗍𝗋𝗎𝖼𝗍 // 𝖣𝖾𝗌𝗍𝗋𝗎𝖼𝗍" 𝖺𝗇𝗓𝗎𝗄𝗎̈𝗇𝖽𝗂𝗀𝖾𝗇
Schachtanlage Gegenort - Coal Phase-Out

Die Künstlerin Denise Ritter, die hinter dem Projekt Schachtanlage Gegenort steht, ist bekannt für ihre elektroakustischen und industriellen Klangwelten. Mit ihrem neuen Album "Coal Phase-Out", das im April 2024 beim Dortmunder Label Hands erschien, liefert sie erneut ein beeindruckendes Konzeptwerk. Das Thema des Albums ist unmissverständlich: der Übergang von fossilen Brennstoffen zu nachhaltigeren Energiequellen. Doch wie setzt sich dieses Konzept musikalisch um?Das Album besteht aus neun Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von etwa 50 Minuten. Schon der Opener "Coal Phase-Out" taucht die Hörer...