Tolouse Low Trax, das ist Detlev Weinrich, seines Zeichens Mitglied der durchgängig mit Lob überschütteten Gruppe Kreidler. Ein Konzept-Album könnte man den ersten Release auf Amontillado nennen - wäre es ein Album und keine EP. Mit ‚Boarding to Rio’ versucht Weinrich elektronische, clubtaugliche Musik ohne große Vorbereitungen und ohne technische Vorproduktion zu generieren. Das Mittel zum Zweck ist ein MPC-Drumcomputer, der die minimalen Tanzflächenfüller mit Percussion-Einfluß quasi in real time ausspuckt. So ist Tolouse Low Trax in der Lage, das was hier geboten wird auch live zu präsentieren – richtig live. Und da gehört die hier vorhandene Musik auch hin: Im Club mit der richtigen Bassbox weiß solch ein Sound bestimmt zu gefallen und die gebotene sich schleichend verändernde Monotonie wird zum passenden Element. Zu Haus allerdings ist es schwierig, entspannt mit dem Glas Rotwein vorm Kamin die sieben Tracks am Stück zu konsumieren. Dann bewegt man nicht die Füße und wirft man dabei nicht den Kopf behutsam von links nach rechts und dann wieder von rechts nach links, wird Tolouse Low Trax durch das bewusste Zuhören auf die Dauer sehr anstrengend. Was soll man sagen: gelungenes Experiment mit erstaunlich warmen und dichtem Klang für die genannte Herangehensweise, allerdings nur wenig massentauglich und keinesfalls Repeat-Tasten-verdächtig. Mehr wie eine akustische Ausstellung durch die man läuft, einige der Exponate mit Respekt bestaunt, sie aber trotzdem nicht neben die Retro-Lampe im Wohnzimmer stellen würde.