Nach Marie Fisker folgt nun mit Tina Dico innerhalb kürzester Zeit die zweite Dame aus Dänemark, die auch in Deutschland Fuß fassen will. Ironischer Weise geschieht das mit einer Art Best-Of-Album, denn Tina Dico hat in Ihrer Heimat bereits alles erreicht, was eine Musikerin erreichen kann. Sie gewann den Danish Music Award als beste Sängerin, erhielt den Kulturpreis des dänischen Kronprinzenpaares, gewann zwei Roberts, dem dänischen Oscar, für ihre Filmmusik zum Film "Oldboys" und spielte sogar als Headliner auf dem Roskilde Festival. Ihre Musik wird auch gelegentlich in amerikanischen Serien verwendet. Da fragt man sich schon, warum ein solches musikalisches Talent hierzulande noch fast unbekannt ist. "Welcome Back Colour" heißt ihr neues Album, das eine Auswahl ihrer Hits, zwei Songs vom "Oldboys"-Soundtrack und auch einige bisher unveröffentlichte Songs enthält. Für Tina Dico bedeutet das Album den Abschluss eines bestimmten Abschnitts ihres musikalischen Schaffens, der den Wunsch nach Veränderung in sich trägt und damit gleichzeitig ein Neuanfang. Sie ist in den letzten Jahren viel unterwegs gewesen, zog nach London, unterhielt ihre eigene kleine Plattenfirma. Nun wohnt sie wieder in Dänemark und hat sich für die neuen Songs gleich bekannte, isländische Unterstützung ins Boot geholt. Helgi Jonsson arbeitete am Titelsong mit, der dann auch gleich mal Tina DIcos Stimme fordert und im Gegensatz zu den bekannten, sonst poppigen Songs der Dänin etwas sperriger klingt. Dafür folgt mit "Paper Thin" ein weiterer neues Stück, das zwar auch kraftvoller als ihre früheren Kopositionen klingt, aber eine dieser typischen Ohrwurmmelodien enthält, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ein Song von dem man sich nur schwer lösen kann. Von diesen Songs, die sich im Kopf festsetzen, hat Tina Dico reichlich zu bieten, schließlich kann sie aus neun Jahren Erfahrung schöpfen. Hinzu kommt ihr schöner, kräftiger, aber trotzdem warmer Gesang, der sich mit den geschmeidigen Melodien zum Ohrwurm vereint. Viele ihrer Stücke sind auf den ersten Blick simple Popsongs, auf den zweiten hat man aber schon verloren, denn spätestens dann hat Tina Dico einen schon mit ihrer Stimme und den unvergesslichen Melodien eingefangen. Und das mit fast jeden beliebigen Song auf "Welcome Back Colour". Auffällig ist der häufige Einsatz der Akustikgitarre in ihren Popsongs, der aber nicht von ungefähr kommt, denn Tina Dico bestreitet einen Großteil ihres musikalischen Schaffens mit akustischen Songs. Daher gibt es zusätzlich zum Album noch eine zweite CD mit akustischen Stücken. Auch hier erkennt man ihr Talent für betörende Melodien sofort. Durch die karge Instrumentierung hat diese CD noch einen sehr persönlichen Einschlag. Die Songs klingen einfach subtiler und intimer, weil sie nicht so aufgeblasen sind. Trotzdem enthalten sie alle ein gewisses Hitpotential und erinnern ein wenig an die Folk-Sängerinnen, die in den 70ern so erfolgreich waren. Zusätzlich kommt man auf der Zusatz-CD in den Genuss von zwei Duetten mit Teitur und dem bereits erwähnten Helgi Jonsson. Da braucht man Tina Dico kaum noch viel Glück zu wünschen. Denn das dürfte sie mit ihren starken Songs kaum brauchen.