Was tun, wenn es mit der einen Band zwar gut läuft, man aber neue Horizonte ergründen will? Richtig, man gründet einfach eine neue Band. So geschehen bei der italienischen Band Timecut, das aus Mitgliedern der Band Susan Acid besteht. Das Trio aus Bologna bezeichnet seinen Stil als Warped-Rock, eine Mischung aus Grunge und Industrial, wobei mit letzterem die gitarrenlastige Variante gemeint ist. Vom Industrial ist auf ihrem zweiten Album "Timecut" nicht mehr viel übrig geblieben, eigentlich gar nichts. Dafür hat man sich für eine melodische, aber kraftvolle Version von Alternative Rock entschieden, die immer noch den Geist des Grunge atmet. Das geht sogar so weit, dass viele der Songs auf "Timecut" an alte Heroen aus den 90ern wie etwa Alice In Chains erinnern, wenn auch immer nur partiell. Hinzu kommt eine gewisse Dosis Progressive, was der Experimentierfreude der Band geschuldet ist und dem Album eine unvorhersehbare und sehr reizvolle Attitüde verleiht. Vom Industrial übrig geblieben sind die elektronischen Einflüsse wie etwa beim Drumming, die hin und wieder sehr deutlich zu Tage treten. Dafür rocken Timecut ihre 3-Mann-Show ordentlich, der Gesang bleibt aber stets melodisch. Das Besondere an diesem Album sind die deutlichen Einflüsse aus der Grunge-Zeit, die mit progressiven Zutaten gemischt ein packendes Klangbild erzeugen. Timecut schlendern an der Grenze zwischen Independent und Mainstream, sehen sich selbst aber eher als Außenseiter. Müssen sie nicht, denn "Timecut" ist ein wirklich beachtenswertes Album geworden, dessen Resonanz das Trio hoffentlich zu weiteren Alben anspornen wird. Selbst das Radiohead-Cover von "Street Spirit" ist äußerst gelungen, wenn auch nah am Original und klingt mit seinem alternativ rockigen Timbre schön düster und melancholisch und trotzdem druckvoll.