Nehmen wir uns einen Moment Zeit, lehnen uns zurück und blenden den Lärm und den Stress des Tages aus. Wir atmen tief durch und suchen unseren inneren Ruhepol. Wer möchte, kann jetzt ein Gebet gen Himmel senden, wie es beispielsweise die Menschen in Tokyo tun, wenn sie zu dem kleinen Tempel in Downtown mit dem hundertjährigen Baum gehen, um dort zu beten. Und? Hören Sie die Musik? Hören Sie den Gesang? Das Ansingen gegen die Hektik des Alltags?
Guillaume Eluerd (Nimp) und Jérôme Chassagnard (Ab Ovo) haben sich für ein neues Projekt namens The Prayer Tree zusammengetan, das nun sein erstes Album mit dem gleichen Titel veröffentlicht und auf diesem Tonträger genau das versucht. Das Album ist im Sinne der Beschreibung des Gebetsbaumes eine Sammlung von glücklichen und besonderen Momenten, von Augenblicken, die das Leben verändern können. Daher haben The Prayer Tree auch eine sehr zarte Vertonung dieser Momente gewählt. Mit leichter Melancholie aber angefüllt mit etwas Besonderem leben die Songs von hellen, schwebenden Tönen, sanftem Gesang und verhaltenem Rhythmus. Der Gesang verblüfft anfangs am meisten, so etwas ist man von Hymen-Releases eigentlich weniger gewöhnt. Doch nur mit Musik würde dem Album ein wesentlicher Teil fehlen, nämlich die Geschichten, die hinter den besonderen Augenblicken stehen.
Neben den akustischen und elektronischen Tönen wabern oft kaum merklich diverse Hintergrundgeräusche durch die Songs, die den Geschichten noch mehr Atmosphäre verleihen. Die Songs erzählen von zutiefst traurigen, skurrilen oder surrealen Begebenheiten. The Prayer Tree erzeugt dieses verträumte Gefühl, einen Paul Auster-Roman zu lesen und dabei einen Soundtrack zu hören, der irgendwo zwischen Pop, Minimalismus, Klassik und Electronic seine Bahnen zieht. Die weiche Stimme von Guillaume Eluerd lullt dabei so richtig schön ein.
Ein Album zum Runterkommen, Entspannen, Träumen oder einfach für kleine Flucht vor dem Alltag. Seltsam, unwirklich und wunderschön.