TMFDC ist die Live-Improvisations-Version von The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble und setzt sich zusammen aus der Sängerin Charlotte Cegara, Hilary Jeffery an der Posaune, Gideon Kiers an den Drums, Jason Köhnen (Bong-Ra) am Bass, Sarah Anderson an Violine und Eelco Bosman an der Gitarre. Musikalisch liegt hier die Betonung auf Atmosphäre, verwirklicht in Form schwermütiger Drones in Kombination mit dezentem Jazz-Geplänkel. "Succubus" ist erst das zweite Album unter diesem Pseudonym, das Debüt "Doomjazz Future Corpses!" erschien 2007 ebenfalls auf Ad Noiseam. Beides sind Live-Aufnahmen, wobei "Succubus" entstand, während die Band sich den gleichnamigen Sexploitation-Film des spanischen Regisseurs Jesus Franco aus dem Jahr 1969 ansah, der in Deutschland unter dem Titel "Necronomicon - Geträumte Sünden" läuft. Das Album hat eine Spielzeit von ca. 75 Minuten und 42 Sekunden, wenn man sich also die auf 79 Minuten gekürzte US-Fassung mit 25fps anschaut, ist diese nur etwa 20 Sekunden länger als das Album, was auch dazu führt, dass der Ablauf der Szenen mit dem der Tracks mehr oder weniger übereinstimmt. Ich weiss leider nicht, welche Fassung bei dieser Session lief, aber ich denke, es ist naheliegend, dass es die Amerikanische war. Ich habe mir eine Kopie des Films besorgt, den Ton ausgestellt, und stattdessen "Succubus" dazu laufen lassen, und ich kann sagen, TMFDC verleihen dem Film wesentlich mehr Tiefe als der Original-Soundtrack. Korrespondierend zum Verlauf der Handlung (sleazy Acid-Parties und ständige Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit) wirkt die Musik streckenweise ziemlich trippy, bspw. durch das nur langsam abebbende Echo der locker-jazzigen Drums oder zeitweise sehr prägnanten, sich steigernden Posaunen-Einlagen. Dabei bleibt sie allerdings immer relativ unaufdringlich, unterstützt durch den gelassenen, graduellen Aufbau der Stücke. So gibt es keine konkreten Entsprechungen zu kurzen Szenenwechseln, Spannungsspitzen oder dergleichen (d.h. kein Geigen-Quieken, wenn die Protagonistin auf ihre hübsche, nackte Freundin einsticht), sondern es wird "nur" eine Art Grundstimmung vermittelt. Vermutlich kann das auf manche quälend wirken, denn die Zeit scheint sich mit den langen, (mehr oder weniger) monotonen Drones von Bass und Bläser stark in die Länge zu dehnen. "Succubus" ist wahrscheinlich nicht die beste Wahl für eine Party oder andere soziale Aktivitäten, die einen gewissen Erregungsgrad voraussetzen. Ich würde eher besagten Film, eine handvoll Freunde und eine Flasche Whiskey dazu empfehlen. Zudem sollten alle Beteiligten in einem psychologisch stabilen Zustand sein, so dass sie nicht gleich Suizidgedanken hegen, wenn mal 75 Minuten lang düster-schwere Instrumental-Musik läuft. TMFDC belohnen die Beharrlichkeit eines aufmerksamen Hörers jedoch grosszügig, vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass alles live aufgenommene Improvisation ist.