The Eternal Afflict sind ein bisschen wie Bruce Wayne. Immer wieder scheint die Band beerdigt, immer wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet, erscheinen Sie wieder vereint & feiern Auferstehung. Aus dem anfänglich archaischem Sound-Gewand wurde mit den Jahren ein taktvoller High-Tech-Anzug. Die drei ersten Einsätze... ähm Alben waren Meisterwerke mit politischem Subtext, die folgenden dann etwas weniger erfolgreiche Missionen, den immens erwarteten Cocktail aus Anarchie & Melodie namens "San Diego" erneut zu mixen. Manche sehen in ihnen Helden der Jugend, welche konsequent zu Ende denken was viele ihrer Brüder im Geiste lediglich für sich behaupteten. Andere arbeiten sich an ihrem Widerstand gegen die Regeln gängiger Szeneklischees & ihre zum Teil erbarmungslose Experimentierfreudigkeit ab. Sie wirkten fast schon selbstironisch auf der euphorischen Jagd ihrer eigenen Dämonen... Oh, die gibt’s noch? Oder wieder? Yep! Anfang des Jahres feierten sie sich, gemeinsam mit Qntal, für zwei Dekaden musischer Leidenschaft & jetzt folgt der nächste Rundumschlag. Die finale Abrechnung in Gothebm City ist ohne sie nicht zu machen... Platten von imaginären Superhelden firmieren im allgemeinen unter poppig bis martialisch einprägsamen Namen. Im mittlerweile mehr als gesättigtem Segment der Elektronica wird's ja auch immer schwerer, nachhaltige Akzente zu setzen. The Eternal Afflict hingegen leisten sich hier das Understatement eines schlichten Suffix... Sie sind als Band genau so unberechenbar, wie ihre 13 neuen Tracks. Hier wiederholt sich nichts, jedes Stück steht für sich & dies ist das größte Plus des Albums. Selbst dem frischen Artwork ist nicht anzusehen, das es erneut aus dem Terrasight-Universum von Marko Jakobi stammt. Geblieben ist die dunkle Getriebenheit in Cyan's Lyrik. Persönlicher wie allumfassender Weltuntergang, fundamentalistische Fanatiker jeglicher Couleur & Religion, (uni)formale Auseinandersetzungen, erneut atomare Fehlleistungen, das ganze Zeug halt... Sein gleichzeitig tiefgehendes wie durchaus berührendes Engagement, ist jedenfalls besser als gar kein Engagement. Epische Breitwandklänge haben sich in die äusserst interessanten Instrumental-Ausbrüche gerettet. Ansonsten herrscht zumeist brutales Sounddesign über einer Melodiosität, welche die Songs untermalt & kräftig ausbaut. Im Großen & Ganzen ist das Album weit davon entfernt, mutwillig an alte Erfolge anzuknüpfen oder gar gelebte Lebensgefühle zu reaktivieren. Sehr viel abwechslungsreicher als seine Vorgänger ist es geworden, die Grenzen zwischen absolut tanzbarem Synthie-Wave, dickbassigem EBM & aggressivem Industrial-Rock sind faktisch kaum noch auszumachen. Zuweilen dachte ich gleichzeitig an Rhys Fulber, Jürgen Engler, Geoff Barrow & Trevor Horn... Selten gab es ein derart kompaktes, in sich stimmiges, wie auch letztendlich clever zitierendes, humorvolles Album. Gespart wird nicht mit raffinierten Intros & gekonnt platzierter Samples, die schon beinahe organisch in den Sound verwoben sind. Tragendes Element jedes Songs bleibt jedoch Shouter Cyan, der sich hier erheblich smoother & beseelter gibt als auf den Platten zuvor. Der Verzicht auf vokale Gespielinnen ist gar keiner. Endlich gewann die kraftvolle, eklektische Rock'n'Roll Whore wieder die Oberhand & fegt die Niedlichkeiten des Techno-Pop aus dem Programm. "What We Will be Tomorrow", "Suicide Kingdom" & "Thorn" sind als leicht entzündliche tanzflächen-orientierte Stomper auszumachen. "Eht Lanrete Raw" & das geniale "6 Million Ways To Die" sind jedoch die untrüglichen kompositorischen Höhepunkte. Einzig "HateLove" kann sich, trotz guter Hook, nicht so richtig entscheiden wo es hin will & last but not least: "Who Cries First"! Der Song verkörpert so was von genau das worauf And One Fans schon seit Jahren vergeblich warten... endlich wieder 'ne Erekt-ion bei schunkeligem Electro-Entertainment nebst einem Text der auch nach fünf Bieren noch locker zum mitgröhlen animiert ;-) Die schöne Tradition der limitierten ersten 2000 Stück für Frühbucher wurde ebenso beibehalten. Statt Digi-Pak gibt's diesmal eine "Second -ION". Die Remixe hierauf werden dem The Eternal Afflict Stil durchaus gerecht, obwohl Feindflug doch tatsächlich die Schocker-Samples des Originals ausblendet & so gar nicht zurückhaltend den Song Richtung Sturmwalzer mit noch mehr Biss schraubt. Die Kalifornier Regenerator bringen etwas mehr Leben als vormals Xotox oder The Fair Sex in den Cellblock 666 & dann folgt ein völlig durchgeknallter Rückblick mit sattem V8-Brabbeln. Wie auf der Part One gibt's hier zum Abschluss nochmal den Kontrapunkt in Form eines weiteren instrumentalen Kleinods... Kurz gesagt: Motivat-ion, Munit-ion, Opposit-ion, Tradit-ion & zweite Port-ion. Alles dabei, ergo: Gratulation!