Gegründet 2013 in Österreich von Ashley Dayour und David Pfister, ist 'The Devil & The Universe' eine dieser Bands, die man nicht einfach in eine Schublade stecken kann. Und das liegt nicht daran, dass die Schublade zu klein wäre – sondern weil das, was die beiden seit über einem Jahrzehnt fabrizieren, irgendwo zwischen Darkwave, Industrial, Ambient, Ritualmusik und Theaterperformance liegt. Masken, Ziegenhörner, okkulte Symbolik – hier wird nicht nur Musik gespielt, hier wird ein Konzept gelebt.
Schon die ersten Veröffentlichungen wie 'Imprint Daath' (2013) oder 'Haunted Summer' (2014) haben gezeigt, dass 'The Devil & The Universe' mehr sind als nur ein weiteres Darkwave-Projekt. Da wurde nicht einfach ein Album produziert, sondern eine ganze Atmosphäre erschaffen: halb Séance, halb Clubnacht, halb Soundtrack für einen Horrorfilm, der eigentlich nie gedreht wurde. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie 'Haunted Summer' klang – als hätten sich Mary Shelley, Lord Byron und ein Moog-Synthesizer auf einen okkulten Wochenendausflug getroffen. Es war eigen, es war seltsam, und vor allem: es war originell.
Über die Jahre hat die Band ihren Ritual-Sound stetig weiterentwickelt. Mal cineastisch, mal tanzbar, mal fast schon meditativ. Und immer mit diesem spannenden Mix aus ernsthafter Symbolik und einem verschmitzten Augenzwinkern. Denn so düster, so ritualistisch das Ganze wirken mag – man spürt stets den feinen Humor der Band. Als Zuhörer*in schwankt man zwischen „Das ist jetzt eine echte Beschwörung!“ und „Okay, das ist einfach grandios inszeniert“. Genau dieser Balanceakt macht für mich hier den Reiz aus.
Mit 'Occult Pleasures', ihrem inzwischen siebten Album, beschreiten sie nun einen besonders interessanten Weg. Erstmals stehen die Stimmen anderer Künstler*innen stärker im Fokus, was dem Ganzen noch mehr Vielschichtigkeit verleiht. Gäste wie Alex Svenson von 'Then Comes Silence', Aux Animaux oder Zsüd bringen ihre eigenen Nuancen mit ein und erweitern den rituellen Klangraum der Band um neue Facetten. Dazu kommt mit Ezechiel ein drittes festes Mitglied, das mit ritueller Percussion für noch mehr körperliche Wucht sorgt.
Was auffällt, ist die Dramaturgie des Albums. 'Occult Pleasures' eröffnet rituell und fast schon meditativ, steigert sich dann in eine Phase mit stärkerem Songcharakter und eingängigen Vocals, bevor es im langen, düsteren Finale mit 'Hadal Ritual' wieder in tiefe Abgründe hinabsteigt. Man merkt, dass die Band hier eine bewusste Reise konstruiert hat: von der Beschwörung über das ekstatische Ritual bis hin zum Abstieg in die Schatten. Für mich persönlich funktioniert das großartig – die Stücke haben einen inneren Spannungsbogen, der verhindert, dass das Album einfach so vor sich hinplätschert. Stattdessen wird man hineingezogen und bleibt gefangen, auch weil jedes Stück eine eigene Atmosphäre öffnet.
Vergleicht man 'Occult Pleasures' mit früheren Werken, wirkt das Album deutlich offener und internationaler. Die Gäste bringen nicht nur frische Stimmen, sondern auch neue Klangfarben und Energie mit ein. Wo ältere Releases stärker im cineastischen Ambient wurzelten, ist 'Occult Pleasures' zugleich eingängiger und vielfältiger. Das macht es zu einem Album, das sowohl eingefleischte Ritual-Fans als auch neugierige Darkwave-Hörer*innen ansprechen dürfte. Innerhalb der Szene positioniert es sich damit als eine Platte, die Grenzen auslotet – weg vom reinen Ritualsound, hin zu einer vielstimmigen, kollaborativen Beschwörung.
Lohnt sich 'Occult Pleasures'? Für mich ganz klar: Ja. Das Album ist düster, hypnotisch, atmosphärisch und gleichzeitig zugänglich genug, um nicht nur Hardcore-Ritualisten, sondern auch klassische Darkwave- und Industrial-Fans abzuholen. Besonders spannend finde ich, dass das Album eben nicht nur wie ein Soundtrack im Hintergrund verhallt, sondern durch die Gäste und die stärkere Songstruktur auch ein echtes Eigenleben entwickelt. Ich persönlich gebe 'Occult Pleasures' 4 von 5 Sternen. Warum nicht die volle Punktzahl? Weil ich manchmal den Eindruck habe, dass die Band so viele Ideen und Konzepte gleichzeitig beschwört, dass ein klein wenig Fokus verloren geht. Aber genau das macht es auch reizvoll – man entdeckt mit jedem Hördurchgang etwas Neues, eine neue Stimme, ein neues Detail im Klangteppich. Es ist kein Album, das man einmal hört und sofort durchschaut. Es wächst, es entfaltet sich, es überrascht.
Für wen ist das Album geeignet? Für alle, die ihre Musik nicht nur hören, sondern erleben wollen. Für Fans von Darkwave, Ritual und Industrial, die es lieben, wenn Musik zwischen Club und Kathedrale pendelt. Für Menschen, die okkulten Symbolen nicht mit Angst, sondern mit Faszination und einer guten Portion schwarzem Humor begegnen. Nicht geeignet ist das Album wahrscheinlich für diejenigen, die es lieber gradlinig und simpel mögen. Wer beim Wort „okkult“ sofort das Kreuzzeichen schlägt oder bei „Darkwave“ nur an 80er-Jahre-Kitsch denkt, wird hier vermutlich überfordert sein.
Und noch ein Gedanke zum Schluss: Gerade live dürfte 'Occult Pleasures' seine volle Wirkung entfalten. 'The Devil & The Universe' sind bekannt für ihre ritualistisch aufgeladenen Performances, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die neuen Stücke auf der Bühne noch einmal eine ganz andere Kraft entwickeln – mehr Körperlichkeit, mehr Ekstase, mehr Beschwörung. Alle anderen dürfen sich freuen: 'Occult Pleasures' ist ein atmosphärisch dichtes, kunstvoll inszeniertes Werk, das beweist, dass 'The Devil & The Universe' auch nach sieben Alben noch immer neue Wege gehen.
The Devil & The Universe - Occult Pleasures

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