Die große Retro-Rock-Welle schwappte weithin über den Globus und hatte auch Dänemark ergriffen, könnte man meinen... stimmt aber nicht ganz, denn die Mannen um The Blue Van rockten schon den Keller der Großmutter, als an die Killers oder Franz Ferdinands noch nicht zu denken war. Die Blaubusler stürzten sich tief in den Rock 60er und 70er, Small Faces, Cream und das ganze Zeug. So klangen denn auch ihre ersten musikalischen Ergüsse und dafür wurden sie geliebt. Nun gibt es mit "Man Up" ein neues Album, das zwar immer noch Retro ist, sich aber erstaunlicher Weise dem Rest der altertümlich rockenden Kombos, die weltweit den Globus beglücken, anpasst. Warum, fragt man sich sofort. Hätten die talentierten Dänen doch gar nicht nötig. Der Qualität von "Man Up" tut das zwar keinen Abbruch, dem Spaßfaktor auch nicht, schade ist das aber schon irgendwie. Benannt nach dem Bus, der in Dänemark die Patienten für die Klapse einsammelt, wollten es The Blue Van dieses Mal experimenteller angehen. Hört man sich einen Song wie "I'm A Man" an, in dem zwischendurch mal gerappt wird, könnte das auch zu stimmen. Ansonsten scheint die Musik der Dänen aber eher massenkompatibler statt experimenteller geworden zu sein. Dafür spricht der Einsatz ihre Songs im Fernsehen. "Silly Boy" und "Man Up" schafften es in diverse TV-Shows und in die Werbung. Das sagt zwar bekanntermaßen nichts über die Musik aus, zeigt aber, dass die Dänen den momentanen Nerv der Zeit treffen. Rock, gern auch ein wenig angestaubt, ist wieder angesagt, Hauptsache, es geht richtig ab. Wenn Steffen Westmark seinen ein wenig heulenden und kratzenden Gesang ansetzt, möchte man ihn am liebsten Knuddeln und gleichzeitig wild durch die Gegend springen. Dazu lädt das gesamte Album ein, denn The Blue Van gibt Vollgas, ob mit Hammondorgel oder dem nach Buschtrommel klingenden Schlagzeug. Dazu schön schrammelnde Gitarren und fertig ist die Partymucke. Hätte Lenny Kravitz zu seinen Anfangszeiten nicht auf die softe, sondern auf die harte Tour gesetzt, hätte das mit Sicherheit genauso geklungen, wenn man vom Gesang mal absieht. Daher müssen sich The Blue Van den Vorwurf des Altbekannten gefallen lassen. Das gibt und gab es leider alles schon, The Blue Van bewegen sich mit ihrem Album "Man Up" daher im sicheren Mittelfeld. Nun kommt aber das große ABER... man kann es The Blue Van nicht wirklich übel nehmen. Die Retro-Kapelle macht ihre Arbeit wirklich gut und rockt was das Zeug hält. Bleibt zu hoffen, dass sie sich bald wieder auf ihre Eigenständigkeit besinnt und ihre Grenzen mehr auslotet. Dann könnte das Ergebnis wirklich überraschend werden.