Nach Wochen der erfolglosen Versuche, ‘shouldhavebeens’ zu verstehen und auf sich einstellenden Hörgenuss zu hoffen, muss ich attestieren: das Zweitwerk der schwedischen Schnieke-Jungs-Im-Urban-Look-Band Tengil geht mir auf den Senkel. Gewaltig. Zwei Herzen schlagen ,ach, in m[anch einer] Brust. Auf Tengils Album aber wüten zwei und mehr Musikstile oder Dramaturgien zeitgleich. Der Opener “I dreamt I was old” ist ein sanftes Stück treibend-sehnsüchtiger Post-Rock -Atmosphäre. Ein paar Zwinkerer Richtung Brit Pop Elementen, kraftvoll im Refrain und insgesamt durchaus gefällig. Der Gesang erinnert mich verdammt an eine schwache Version von Bono, ist mir meist zu dramatisch aufgesetzt, aber nur ein eher kleiner Störfaktor. Könnte passen, wäre da nicht diese Nähmaschine, die als als Schlagzeug getarnt vor sich hin rattert. Leicht verhallt, wie in einem Tunnel aufgenommen passt sie in meinen Ohren so gut zum Restsound wie Angela Merkel auf ‘nen Rave. “And the best was yet to come” heißt es als Nächstes, aber das stellt sich bei mir erst zum Albumende ein, wenn die letzten Töne einer herrlichen Stille das Feld überlassen werden. Das Stück selbst hingegen beginnt wie der Versuch, einen voll aufgeblasenen Luftballon noch weiter aufzupusten. Wenn dann nach 2 Minuten kurz Ruhe einkehrt, dann auch nur, weil der Schlagzeuger für ein paar Sekunden zu vergessen haben scheint, dass er eigentlich als Nähmaschinen-Artillerie angestellt ist. Dann wieder kommt ein instrumental sehr ruhiger Part, doch Bono scheint mit vorgehaltener Pistole dramatisch um sein Leben zu flehen. Ich verstehe es nicht. “It’s all for springtime” heißt es etwas später – ohne den Gesang und das Schlagzeug würde ich dieses Stück als meinen Favoriten bezeichnen, so aber ist es “All for your myth”, denn bei diesem Instrumental haben sich alle auf einen Stil geeinigt und Bono gibt mal keinen Laut von sich. “In Murmur” beendet das Album so, wie es begann: ich hab keine Ahnung, ob das gut ist oder nicht. Hauptsache ist, es ist vorbei. Ich werde nach kürzester Zeit nervös beim Konsum von ‘shouldhavebeens’ und würde wirklich gerne 2 bis 3 Spuren stumm schalten, um zumindest gute Durchschnittskost, meist aber sogar Besseres zu genießen zu können. Aber in diesem Zustand wirkt Tengils Schaffen rastlos, unangenehm und nicht stimmig – aber gewiss irre ich, dieser Sound is the next best thing und ich zu alt für den Scheiß. Dachte ich mir auch schon bei Deafheavens Sunbather, total toller und innovativer Black Metal las ich über das Werk und hörte doch nur etwas, das mich kälter ließ als ein Nogger. Mal ist es der hyperdramatische Gesang, bei dem ich mich frage, warum der arme Kerl grad so abgeht, während der Rest ruhig vor sich hinspielt. Dann fallen die Gitarren in einen Rausch, als ob man ihnen Koks in den Kaffee gemischt hat, meist ist es aber das Schlagzeug, bei dem ich an den unkontrollierbaren Animal aus der Muppet Show denken muss. Jedes Intrument schein zu einem anderen Zeitpunkt Melodiewechsel umzusetzen, es wirkt geplant planlos und entweder sehr verkopft oder einfach nur verkrampft cool. Na ju, sicherlich findet sich eine Zielgruppe, die verständnislos mit dem Kopf schüttelt und feststellt, dass ich keine Ahnung habe – denen wünsche ich viel Spaß mit Tengils Zweitwerk und Musik in dieser Art. Ich lade auch jeden dazu ein, ein Ohr zu wagen. Ich will aber wirklich keinen Song mehr von “shouldhavebeens” wiederhören. Danke.