Nachdem im letzten Jahr 'The Hurting' einen Jubiläumsrelease zum 30. Geburtstag bekommen hat, ist nun das bekannteste und vielleicht kommerziellste Album der beiden Briten am Start erneut in allen Facetten beleuchtet zu werden. Jedes Bit und jedes Byte findet der geneigte Fan dabei auf der Super Deluxe Edition, auf 6 CDs/DVDs verteilt. Mixes, Demos, Videos alles ist enthalten. Wer damit überfordert ist kann auch eine normale 2CD Deluxe Edition erwerben, die sich zu der 2006 veröffentlichten Deluxe Edition im Tracklisting unterscheidet. CD1 bleibt nahezu gleich und enthält das Album sowie alle B-Seiten der Singles zum Album. Nicht ganz zu erschliessen ist der Fakt, dass es auch 'The Conflict' auf diese Zusammenstellung geschafft hat, denn dieser Track gehört eigentlich zur Single 'Change' und war so auch bereits auf 'the Hurting' in der Deluxe Edition enthalten. 'Songs from The Big Chair' ist sicherlich das bekannteste Album, enthält es doch den Überhit 'Shout' und 'Everybody Wants To Rule The World' als zweite starke Single. Dass der Weg dorthin weit war und man zwischendrin strauchelte erkennt man sehr schön an der von der Band heute ungeliebten Single 'The Way You Are', die auf CD2 in zwei Versionen enthalten ist. In der Tat etwas halbgar ist 'The Way You Are' ein Song, der durch Unschlüssigkeit der Band und vorschnelle Veröffentlichungspolitik der Plattenfirma zu einem 'nur' Top 20 Hit führte. In eine ähnliche Kategorie gehört 'Mothers Talk', der irgendwie genauso wenig zu den recht smoothen Gesamtstrukturen des Albums passen will. Denn Songs wie 'The Working Hour' oder 'I Believe' bereiten den Weg zu späteren Soul-Schwerpunkte und weg vom Elektropop des ersten Albums. Die Leichtigkeit und der Hang zum ehrlichen Pop wird in 'Everybody Wants To Rule The World' widergespiegelt, das für den amerikanischen Markt und sonniges Wetter als Konzeptsong angelegt wurde. Insgesamt erscheint 'Songs From The Big Chair' wie eine Findungsphase der Band und weist somit nicht die Konsistenz des ersten Albums auf. Auch die B-Seiten passen in diese Beobachtung, denn mit 'The Marauders' und 'Pharaos' battlen da zwei wunderschöne, geschmeidige Instrumentals mit den eher experimentellen 'The Big Chair' oder 'Empire Building', das nach Art of Noise klingt. Die zweite CD, die in der ursprünglichen Deluxe Edition einige Single- und einige 12“ Mixes enthielt, fokussiert diesmal auf die Single-Versionen, von denen es eine Menge gibt, da Tears for Fears zu den bekanntesten britischen Acts in Amerika gehörten und somit Edits für diesseits und jenseits des großen Teiches angefordert wurden. Heraus stechen der US-Remix von 'Mothers Talk', der das Original um Längen überholt, sowie der vom legendären Dave Bascombe angefertigte 7“-Mix von 'Head Over Heels', einer der aus meiner Sicht stärksten Singles der Band. Überflüssig klingen die beiden Versionen von 'Everybody Wants To Run The World', die einem Benefiz-Projekt der 80er entsprangen. Die drei Edits von Shout sind unspektakulär, da wären die 12“ Mixes, insbesondere der US Dub Mix, wie er auf der 2006er Deluxe Edition war, die bessere Wahl gewesen. Dass es 'Listen' ohne Live-Fadeover des vorangehenden Songs auf die CD geschafft hat ist hingegen wieder ein Gewinn, denn der flächige, in langen Teilen instrumentale Song baut eine ganz besondere Atmosphäre auf, die über knappe sieben Minuten chillen läßt. Wer die 2006er Deluxe Edition besitzt kann also getrost mit dieser 2CD-Compilation glücklich werden, alle anderen Fans finden auch auf dem aktuellen Deluxe-Release eine Menge gute Musik, die es wert ist, auch nach 30 Jahren noch gehört zu werden.