In der modernen Zeit hat nahezu jeder Haushalt einen Computer und Dank neuester Programme haben sehr viele Menschen die Möglichkeit, relativ einfach professionelle Klänge zu produzieren. Vorbei die Zeit, in der Mutti einen jahrelang zur Musikschule prügelte, wo man sich von der Blockflöte zur Gitarre aufschwang, um dann beim Klavier entgültig zu kapitulieren – das ist Schnee von gestern. Mit ein wenig Mühe kann man schnell Lieder erstellen (wohlgemerkt erstellen und nicht komponieren und einspielen) und nur das Talent/Glück/Händchen für das Besondere kann ein Projekt zu etwas Besonderem machen. Daß das nicht so oft geschieht merkt man an den immer gleich klingenden Elektroreleases letzter Jahre und auch Systemvirus haben hart mit dieser Problematik zu kämpfen. Das Projekt selbst besteht aus zwei Herren, CB1 und O.Krebs, als Herkunftsorte werden auf der myspace-Präsenz Beverly Hills und Berlin genannt – ich vermute, daß Letzteres wahrscheinlicher ist. Sieht man sich den Bandnamen, die Pseudonyme und Songtitel an, vermutet man schnell, daß hier Elektrofrikelei betrieben wird. Und richtig: „v1.5“ ist ein rein elektronisches Experimentierstück ohne Gesang. Der Name begründet sich damit, daß es bereits eine erste Version gab, die vor zwei Jahren in kleiner Auflage entstanden war. Ob sich die beiden Versionen voneinander unterscheiden kann ich nicht sagen, wohl aber, daß „v1.5“ durchaus seinen Reiz hat. Alle sieben Stücke sind recht lang geraten, sodaß die Spielzeit fast fünfzig Minuten beträgt, und Freunde von Kraftwerk, Datafreq oder elektronischen Selbstbaukästen bekommen schöne Kompositionen, Einflüsse aus Techno, House und Drum&Bass und alles in einem Boom-Tschak-Korsett eingeschnallt. Problematisch ist aber, daß mir nicht wirklich ein Grund einfällt, warum man den Namen Systemvirus besonders hervorheben muss, denn nett und schön hörbar sind hunderte solcher Minimalelektroniker. Das Projekt scheitert am Wiedererkennungswert und es offenbart sich: oft ist eben doch Gesang das Mittel, mit dem sich eine Band gegenüber anderen durchsetzen kann. „v1.5“ ist gute Hintergrundmusik, nervt nur in wenigen Lieder gewaltig („404“ nervt eben nicht nur bei der Internetsuche, sondern auch klanglich - war das Absicht?) und gewiß auch bei der richtigen Party gut tanzbar, aber leider auch nicht mehr. Das Projekt ist aber alles andere als untätig, denn nicht nur soll bald auch das zweite Album „Digital T Error“ wiederveröffentlicht werden und Ende des Jahres soll dann Album Nummer drei folgen und dann auch Vocals enthalten – na mal schauen. Über die myspace-Präsenz und bei Amazon kann man "v1.5" beziehen.