Sun of the sleepless, Schwadorfs schwarzmetallisches Nebenprojekt, das er 2017 ausgesprochen erfolgreich wiederbelebte, wagt den Schulterschluss mit Cavernous gate, einem meines Wissens nach vollkommen neuen Projekt des Helrunar Schlagzeugers Alsvartr/S.K. Und herausgekommen ist ein schlüssiges und wohltuendes Split-Album für den Winter. Vielleicht hat es das Label selbst am besten getroffen, als man schrieb, dass "das Split-Album der beiden zu den für Prophecy Productions traditionellsten Veröffentlichungen in jüngerer Zeit" gehört, denn ja, melodisch-naturmysthisch und traditionell melodischer Black/Doom Metal wie hier geboten erinnert sehr an frühere Releases.

Beginnen wir mit Sun of the sleepless, Schwadorfs Nebenprojekt, das stolze 20 Jahre auf dem Buckel hat. Das Albumdebüt 'To the elements' begeisterte mich nur bedingt, ein schönes Album... unter vielen. Jedoch stieß es in anderen Kritiken und bei einigen Hörern auf deutlich mehr Gegenliebe – was mich ehrlich freut. Nun bringt Schwadorf fünf neue Lieder auf vorliegendem Album unter: drei sind rein akustische Stücke, die beiden anderen holzen wieder herb daher. Nicht chronologisch schreibe ich zunächst etwas zu den drei ruhigen Songs: "Wovon Wölfe träumen" ist naturmystischer Folk pur, in Richtung älterer Tenhi, schwere Keyboards, die mich an das finnische Projekt Nest erinnern und sanfte Vocals – ein perfektes Intro, stimmungsvoll, wenig innovativ aber traditionell und stark. "Fall of the lonesome" ist durch Sprechgesang und künstiche Flötentöne wie ein Brückenschlag zum 'Where at night the wood grouse plays", jenem ersten Folk Album des Hauptprojektes Empyrium. Ausgesprochen erfreulich, genau wie das abschließende "Kristall", das mich einmal mehr mit diesen sehr künstlichen, schweren Keyboards an Nest erinnert. Wieder setzt Schwadorf seine Stimme anders ein, diesesmal schwerer Gesang, und wieder gelingt ihm dies ausgesprochen. Und die beiden Black Metal Stücke? Zu beiden finde ich etwas besser Zugang als zu den Stücken auf dem Debüt: "The lure of the nyght" beginnt akustisch, bevor hämmernde Drums und schneidendes Riffing sehr an die zweite Welle norwegischen Black Metals erinnern. Gesanglich wechseln sich Krächzen und klare Vocals wenig überraschend, aber ungemein stimmig eingesetzt, ab. Keyboards und immer wiederkehrende Akustik-Gitarren sowie ruhige Momente hat man schon so oft gehört, jedoch kriegt man nie genug, wenn es so gelungen zusammengeführt wurde (den Link zum wundervollen Video findet ihr weiter unten). Und "To the moon on summer eves", das stampfend beginnt, dann den Black Metal der ersten beiden Empyrium Alben aufgreift und dann noch einmal etwas mehr Raserei bietet, bevor die Handbremse gezogen wird? Es ist kurz und knapp ein tolles Stück. Damit gefallen mir die 24 Minuten Sun of the sleepless 2019 deutlich besser als das 2017 Gebotene.

Wie stehts mit Cavernous Gate? Vier Songs steuert S.K. bei, wohl die ersten veröffentlichten Klangerzeugnisse unter diesem Namen. "Seclusion" als reines Keyboardintro ist eher unauffällig, "Those who walk the fog" doomt dann wunderbar los, Dank der ausgiebigen, aber nicht ausufernden Nutzung künstlicher Klangerzeuger erinnert der Sound an Projekte wie Ancient Wisdom, wobei in der Melodie eine gewisse Leichtigkeit mitschwingt. Hinzu kommen kurze Soli und andere Elemente im Gitarrenspiel, die eine Brücke schlagen zu doomiger Musik aus den 80ern und frühen 90ern. Der Klargesang sitzt, alles ist stimmig zusammengefügt und gerade das folgende "Among decayed gras" ist ein echter Ohrwurm. S.K. spricht davon, dass die Stücke eher spontan "ohne viel Nachdenken entstanden, wobei auch etwas davon eingeflossen ist, was man heute Dungeon Synth nennt." Ich würde den letzten Punkt nur bedingt unterschreiben, habe eher die Befürchtung, dass hier ein derzeit durchaus rege besprochenes Genre genannt wird um eine größere Interessengruppe anzusprechen. Ja, Keyboards sind vorhanden, jedoch klingen sie nicht nach ausgeleierter Videospiel-Dramatik aus der Dose sondern sind ganz einfach typisch für begleitenden Keyboardeinsatz in diesem musikalischen Bereich.

Tja, der Käufer findet fast 50 Minuten gelungener Musik auf vorliegender Split. Das Coverartwork passt zu Gehörtem ausgesprochen und ist eine Zierde für die heimische Vitrine. Cavernous Gate muss in meinen Ohren noch eine deutliche Schippe in Sachen Songwriting zulegen, bevor ein richtiges Album zusammenkommt – schlecht ist hier nichts, aber es geht einfach noch mehr und Sun of the sleepless zeigen es mit ihrer Albumhälfte ganz deutlich und übertreffen damit sogar sich selbst. Lohnt sich das Reinhören: na aber sicher. Lohnt sich der Kauf: na ich hoffe doch.

 

Sun of the sleepless / Cavernous gate

s/t

 

06.12.2019

Prophecy Productions

 

https://www.youtube.com/watch?v=uzP3Sr0xDnc&feature=emb_title

 

01. Sun of the sleepless - Wovon Wölfe träumen
02. Sun of the sleepless - The lure of nyght
03. Sun of the sleepless - Fall of the lonesome
04. Sun of the sleepless - To the moon on summer eves
05. Sun of the sleepless - Kristall
06. Cavernous gate - Seclusion
07. Cavernous gate - Those who walk the fog
08. Cavernous gate - Amongst decayed grass
09. Cavernous gate - A pale shimmer in the dark