Mit dem Erscheinen des neuen Albums von Emyn Muil habe ich mir vorgenommen, einem weiteren Namen Zeilen und damit vielleicht auch etwas mehr Aufmerksamkeit zu gönnen. Da ich mich aber nicht auf ein Album festen möchte bespreche ich die bisherige Diskographie des serbischen Projektes Stronghold Guardian: 'Westward', 'Eastward' sowie die EP 'By the stars and the moon'.

Dungeon Synth ist ja so eine feine, aber nicht leicht zugängliche Angelegenheit. Das SubSubGenre, das aus den Keyboardintros und Ästhetik des Black Metals und dem unermüdlichen Tastenbearbeitens von Håvard Mortiis Ellefsen entstand und gerade in den letzten Jahren nicht nur Genrebezeichnung sondern auch eine nicht enden wollende Flut von Veröffentlichungen erfuhr, ist wirklich nur etwas für eine kleine Gruppe von Musikenthusiasten. Was sollte man mitbringen? Einen Hang zu epischer Musik, die mit minimalsten Spur- und Melodieeinsatz, einfachsten, künstlich klingenden und qualitativ nicht hochwertigen Keyboardsounds und gerne auch einer leiernden Kasettenproduktion umgesetzt wurde. Meist ohne Vocals und selten mit Percussions auskommend ist Dungeon Synth durch den extrem eng gesetzten Rahmen schwierig zu bewerten. Was da gefällt und was nicht ist mehr zufällig und durch die oben angesprochene Flut an Alben und Namen ist es umso schwerer, beinahe unmöglich, einen Treffer zu landen. Man kann sich förmlich vorstellen, dass da hunderte Amateurmusiker mit häufig eher geringen Tastenkenntnissen an einem Nachmittag ein bis zwei Alben einklimpern können und ein tolles Werk versteckt sich unter hundert banalen, aber im ersten Moment fast identisch klingenden Mitbewerbern. Wenn man dann aber einmal ein Album für sich entdeckt, dann ist Dungeon Synth ein ganz wundervolles Erlebnis. Durch Zufall stieß ich auf Stronghold Guardian, einem solchen seltenen, aber schönen Treffer: Optisch und in der Benennung bereits klar an die Österreicher Summoning erinnernd stellt das Projekt in meinen Ohren ein gelungenes Bindeglied zwischen dem epischen Black Metal mit allgegenwärtigen Gitarren und dem minimalen Sound des Dungeon Synth: Die Hälfte der Stücke auf den drei Veröffentlichungen sind reine Keyboardstücke und solide Kost. Die andere Hälfte jedoch ist mit epischen Drums und in meinen Ohren ausgesprochen gelungen dumpf abgemischten heiseren Growls wirklich mitreißend. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass dieses unbekannte Projekt in meinen Ohren nach Emyn Muil und 'Magic and Wyrmfire' von Valar am besten die Stimmung von Summoning einfangen. Zauberhafte Keyboardmelodien, dicht ineinandergewoben in einem fließenden Klangteppich, quasi bis zu Unkenntlichkeit diffus in den Hintergrund gemischte Growls und Chorgesänge, monumental klingende Drums – Stronghold Guardian kombinieren den Zauber des Dungeon Synths mit dem Zauber, den Summoning erschufen und zeigen dabei erstaunlich oft ein glückliches Händchen. Da nun aber die meisten reinen Dungeon Synth Stücke auf den Album nur nett sind, empfehle ich deutlich, erst reinzuhorchen und dann die 7,20 Euro für alle drei Veröffentlichungen zu berappen. Für mich, jedenfalls, hat es sich außerordentlich gelohnt.

 

Stronghold Guardian

Westward / Eastward / By the stars and the moon
 

2018 / 2019

Eigenproduktion

 

https://strongholdguardian.bandcamp.com/