Ungewöhnliche Klänge erreichen uns (zumindest mich) dieser Zeit aus Schweden. Quasi original 80er-RockPop - die frühen U2 lassen beispielsweise grüßen - wird nun von Strip Music mit "Hollywood & Wolfman" auf unseren Musikmarkt in absoluter Radiotauglichkeit losgelassen. In unseren Landen ist es ihre erste Album-Veröffentlichung, für Strip Music selbst allerdings die zweite, nach dem selbst betitelten Erstlingswerk "Strip Music". Obwohl sie sich anfänglich als Trio dem Minimalismus verschrieben, wuchs die Besetzung mit zunehmenden Ideen zur jetzigen Form - einem Quintett, das ausschließlich mit männlichen Vertretern Gesang, Synthesizer, Drums und Bass bedient. Ihr Konzept ist einfach: 3 Akkorde, auf denen alle Kompositionen beruhen (siehe Begleitschreiben!) - aber irgendwie funktioniert es trotzdem... Strip Music hören bei ihren Kreationen nur auf ihre eigenen Stimmen und zeigen gleichzeitig, dass die Welt in ihrem aktuellen Zustand nicht perfekt ist, was sich auch in ihren Texten über Verzweiflung, Wut und Liebe widerspiegelt. All diese Tatsachen finden sich bei einer Gesamtspielzeit von weniger als 38 Minuten in insgesamt 10 Liedern wieder, die ausnahmslos wirklich hörbar sind, weil sie immer auf einen starken, sehr einprägsamen Gesang und dazu passende Synthi-Melodien setzen. Aber: Das Hörerlebnis könnte von gewissen Nebenwirkungen betroffen sein. Einerseits benötigt die Scheibe vielleicht etwas Anlauf, um sich in den Gehörgängen einzunisten. Ist ihr das dann gelungen (was definitiv erfolgt), verfestigt sich andererseits womöglich der Eindruck, dass man die Sachen durch die gängigsten Rock'n'Pop-Hits der 80er von früher kennt. Manchmal kommt überdies der akustische Verdacht auf, Sting habe der Band ab und an seine höhere Stimmlage ausgeliehen. Oder man grübelt, ob der eben gehörte Titel die Interpretation eines anderen, kurz zuvor gehörten ist; hier lassen die drei Akkorde grüßen. Und nichtsdestotrotz klingt jeder Titel doch anders und somit nicht wie ein reines Selbstzitat. Hollywood & Wolfman" schon mit dem Titelsong klar, dass sich die Fans dieser Musikrichtung auf jeden Fall mit allen weiteren Liedern beschäftigen werden. Da baut sich ein so intensives 80er-Jahre-Gefühl auf, was seine mitreißendsten Momente bei dem viel zu kurzen „Remarkable Life“ entfaltet, ganz ähnlich auch bei „Headlights“. Für "Sugar And Lime", was durch seinen Chorgesang eine gewisse ‚Frieden- und Liebementalität’ verkündet, gibt es neben der Maxi übrigens noch ein Video auf der Band-Homepage. „Bright Eyes“ steht für Strip Musics ruhigere Momente (allerdings auch für das Stichwort: ‚Interpretation eines anderen Titels’) und verschafft der CD an der richtigen Stelle eine elegante Ruhepause und sogleich den gezielten Break, um das Album weiterhin kurzweilig zu halten. Fazit: Trotz der genannten Einwände hängen einzelne Melodien und Gesangspassagen noch so nachhaltig im Kopf fest - wie neu entdeckte, leckere Schokolade -, so dass ich mich (derzeit) weniger als 5 Sternen nicht erwehren kann. Da aber 6 Sterne das absolute Nonplusultra sind, die 5 sehr dicht daran liegt und nicht nur der erste überschwängliche Eindruck bewertet werden soll (siehe bspw. die kurze Album-Länge), vergebe ich 4,5 und werde mich bei einer wichtigen Meinungsänderung per Kommentar melden.