25 Jahre hat nicht jede Band auf dem Buckel. Doch in den Pyrenäen werkelte das Stille Volk dem Namen entsprechend nie auf der ganz großen Bühne vor sich hin und vertonte leidenschaftlich ihre von keltischer und mittelalterlicher Seele getränkten Visionen von Musik. Mit "Milharis" feiern die vier Franzosen den Labeleinstand bei Prophecy und rücken kein Deut ab von ihrem bisherigen Weg.

So reich die Auswahl authentischer und altertümlicher Instrumente, so zeitentrückt und eher unscheinbar die Tondokumente, die entstanden. Stille Volk machen keine Folklore, um das Volk auf einem Mittelaltermarkt schnell umzuhauen, sie führen ihre Instrumente nicht vor und rufen "Schaut mal her, eine Drehleier". Ihre Musik zeichnet eher Szenen, die auf Nebenstraßen, auf den Feldern und in den Dörfern stattfanden. Dabei ist der Reichtum an Klängen, die mühevolle Zusammenführung vieler Eindrücke in all der Unscheinbarkeit bemerkenswert. Die Lieder klingen nicht überladen oder kitschig, wie es in den 90ern im Neo Folk en vogue war. Sie sind absolut schlüssig und Stille Volk zeigt sich unbeeindruckt vom Soundkosmos anderer Genrevertreter. Besonders gelingt dies zum Beispiel bei "Incantation mystique" mit seinem dramatischen Hauptteil, "Le crépuscule du pâtre" verbindet jazzige Elemente mit orientalischen Bildern und düsteren Chören und "La grotte du jadis" klingt nach einem Aufbruch ins Ungewisse und ist genau wie "Sacré dans la tourmente" ein wunderschöner, mittelalterlich umgesetzter Popsong.

Ein bemerkenswertes Album, in dem so viel Liebe zum Detail steckt und das dem aufmerksamen Hörer mit jedem Durchlauf immer mehr Geheimnisse preisgibt. Freunde von Folk, Folklore, mittelalterlichen Klängen oder einfach schöner, handgemachter Musik sollten ein Ohr wagen... Oder eher zwei, den 'Milharis' braucht ein wenig Zeit. Dann wird es aber um so schöner.