Nach dem durchaus ordentlichen Debüt "Grand Design" legen SPETSNAZ nun mit der 8-Track - EP "Perfect Body" ihre zweite "richtige" Veröffentlichung vor, und mich ereilt das Gefühl eines Deja Vu: Ähnlich wie bei "Grand Design" würde auch die neue EP einen perfekten Kandidaten abgeben, um nicht nur ein, sondern gleich zwei Reviews zu schreiben, beide vom Inhalt her exakt konträr zueinander... Beginnen wir mit Positivem: Konsequent und geradlinig setzen SPETSNAZ auf "Perfect Body" ihren musikalischen Weg fort. Und während sich Legionen von Nachwuchs-Elektronikern in Future-Pop - lastigen Gefilden vergnügen, ihre Musik mit sanften Keyboard-Teppichen, harmonischen Melodien an der Grenze zur Süßlichkeit und Soft-Techno - Rhythmik vollstopfen, hauen die beiden Schweden ihren Hörern kantig-trockene Synthie-Passagen, derbe, treibende Beats und aggressive Vocals irgendwo zwischen Singen und Schreien um die Ohren, frönen mithin EBM in Reinkultur und einer Qualität, die man in dieser Form seit den Glanz-Zeiten von Bands wie Nitzer Ebb oder Front 242 nicht mehr zu hören bekommen hat. Insgesamt formt man auf "Perfect Body" auf diese Art und Weise drei bislang unveröffentlichte Songs, namentlich "Apathy", den Titelsong "A Perfect Body" in zwei verschiedenen Mixes sowie das kongeniale "Silence Implies Consent", komplettiert wird die Veröffentlichung durch Neubearbeitungen der "Grand Design" - Tracks "I'm One" und "On The Edge", die zwar stellenweise Gefahr laufen, auf einer eher massentauglichen Dancefloor-Schiene abzudriften, aber alles in allem trotzdem gut sind. Insgesamt bringt es der Silberling damit auf eine reichliche halbe Stunde gutartiger Musik und bietet damit auf jeden Fall "value for money", wie es so schön heißt... Das dazu. Auf der anderen Seite bleibt festzuhalten, daß die Ähnlichkeit der Band gerade zu den Werken von Nitzer Ebb, was Stil und Songstrukturen betrifft, an manchen Stellen frappierend ist, daß Stefan und Pontus alias SPETSNAZ trotz der unbestrittenen Qualität, die man ihrem musikalischen Tun attestieren kann, mit Sicherheit in der Gefahr schweben, als Kopie dessen dazustehen, was die Vorreiter des "guten alten" EBM bis zur Perfektion getrieben haben - eine sehr gute, energische und intensive Kopie zwar, aber letztlich trotzdem eine Kopie. Das ist momentan noch nicht wirklich problematisch, aber es wird sich zeigen, ob die beiden Musiker auch über mehrere Full-Length - Alben hinweg das Zeug dazu haben, das Fortführen dieser Stilrichtung so zu betreiben, ohne daß das Gefühl, das alles schon einmal vorher irgendwo gehört zu haben, die potentielle Hörerschaft dominiert und die Platten schlußendlich in den CD-Regalen verstauben. Vielleicht deuten hier auch Tracks wie etwa der "werkoluks-Remix" von "On The Edge" schon an, wo die musikalische Marschrichtung in Zukunft hingehen könnte, aber dann würde auch von den Old-School - EBM - Wurzeln nicht mehr allzu viel übrigbleiben, wäre nur noch eine Handbreite Platz hin zu jener Art elektronischer Musik, die man derzeit in Genüge zu hören bekommt... Schlußendlich bleibt zu sagen: Wer SPETSNAZ im Besonderen oder straighten, druckvollen EBM im Allgemeinen mag, der wird mit "Perfect Body" im Großen und Ganzen seine Freude haben und kann eigentlich bedenkenlos zugreifen. Wer keine so rechte Verwendung für eine Kopie vergangener EBM-Heroen sieht, den dürfte es reichlich wenig interessieren. Alle anderen mögen sich anhand von Tracks wie "Apathy" oder "Silence Implies Consent" eine eigene Meinung bilden. Wohlmeinende, wenngleich auch nur bedingt begeisterte viereinhalb Zähler von mir dazu.