Von der grünen Insel schwappen nostalgische Klänge zu uns. Also sollten sich Freunde des Goth Rock der 80er und beginnenden 90er zumindest mal die Zeit zum Lesen nehmen, denn es gibt Gutes und leider auch genügend Negatives zu berichten. Von Anfang an zeigen Solemn Novena, dass sie beim Musizieren nicht einschlafen wollen. Da tuckert der Drumcomputer, der herzerweichend nostalgisch und monoton klingt und mindestens so gut ist wie Dr. Avalanche, flott durch und gibt eine recht schnelle Spielweise vor. An den Saiten finden sich 2 Herren, die solide durch die Songs führen ohne etwas Besonderes oder besonders Schlechtes zu erschaffen. Und am Mikro steht einmal mehr eine Dame mit einer wirklich netten Stimme (naja, manchmal darf auch einer der Gitarristen singen). Unterteilen wir also mal in die "Haben" und Gähn" Punkte: Auf der Habenseite steht eine gelungene Debut-CD ohne Ausfälle, die gar nicht erst besonders klingen will sondern einfach wie ein nostalgischer Trip wirkt. Dabei ist der Gesang der Frontfrau Louise recht nett, nicht zu aufgesetzt und durch den verträumten Stil zumindest schonmal nicht wie jede 2te GothRock Band mit Frau sondern wie jede 3te. Und wenn dann Marcy (männlich, Gitarrist) mal singen darf gefällts mir gleich nochmal besser. Der Sound der Gitarren und Drums ist einfach "wie früher" und melodisch wird durchweg überdurchschnittlich gearbeitet. Nun aber zu den "Gähn" Punkten (die mit Absicht "Gähn" und nicht "Mies" genannt wurden): Ein Goth Rock 3er mit Frauengesang ist einfach schonmal ein Grund, sich einen Kaffe zu machen. Die Melodien aller Lieder sind nett und wurden schön umgesetzt, durch das immergleiche Drumming, der zu liebe Frauengesang und die sehr zurückhaltenden Gitarren ergibt sich aber der Inkubus Sukkubus Effekt: Eigentlich klingen alle Lieder gleich und die CD wie ein großes durchgehendes Lied. Da fehlen Ecken, da fehlen Kanten, da fehlen Refrains, an die man sich bein Folgelied noch erinnern kann und das Gefühl, etwas Besonderes zu hören. Und ein weichspülendes Keyboard ist bei einem solchen Album gleich nochmal gefährlicher. Nach 10 Liedern ist man sich sicher, dass man eine nette CD gehört hat oder man schläft. In beiden Fällen spricht das einfach nicht für "Kiss the girls" denn solche Alben gibt es zu tausenden (auch bereits in den 80/90ern, die ja angestrebt wurden). Wenn Solemn Novena beim Folgealbum etwas mehr Energien in Eigenständigkeit und vor allem ein weniger schwammiges Songwriting legen sehe ich da eine starke Band in den Startlöchern. Bis dahin ist "Kiss the girls" ein grundsolides schönes Debut mit leider eher geringem Wiederhörwert (außer man braucht nette Hintergrundmusik).